Zugleitbetrieb für Zugleiter

Aus Kleinbahnwiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Navigation: Betrieb

Zugleitbetrieb ist das Betriebsverfahren bei Kleinbahnen bzw. Privatbahnen. Zentrale Koordinierungsstelle ist dabei der Zugleiter, ohne den sich nichts bewegt. Die Kommunikation mit den Zugführern erfolgt dabei telefonisch mit festgelegtem Wortlaut, zur Übersicht, Kontrolle und Dokumentation trägt der Zugleiter den Ablauf grafisch auf.

Einführung

Zugleiter

Die Rolle des Zugleiters ist kein Hexenwerk - wie das im Einzelnen geht, wird auf dieser Seite vorgestellt.

Auf den Gleisanlagen, für die der Zugleiter zuständig ist, bewegt sich kein Fahrzeug, ohne dass der Zugleiter hierfür die Erlaubnis gegeben hätte. Dies betrifft auch die Strecken zwichen den Bahnhöfen, auf denen Kollisionen sicher verhindert werden müssen. Zur Dokumentation der Zuglaufmeldungen werden diese vom Zugleiter auf Papier festgehalten.

Fahrtanfragen

Wenn eine Zugmannschaft beim Zugleiter anruft, dann stellt sie meistens eine Fahrtanfrage. Der Zugleiter muss nun entscheiden, ob er die gewünschte Fahrt erlauben kann oder nicht. Dazu muss er wissen, ob die Strecke frei ist oder nicht und das sieht er auf seinem Aufschrieb.

Angenommen, die Zugmannschaft ruft aus A an und will nach C fahren. Sieht der Aufschrieb aus wie das nächste Bild, dann ist die Strecke auf jeden Fall frei:

Zugleitbetrieb

Dabei sind oben von links nach rechts die einzelnen Betriebsstellen aufgeführt, ganz links sind die Uhrzeiten von oben nach unten aufgeführt - das Aussehen ähnelt also einem Bildfahrplan. Der große Unterschied ist aber: Der Bildfahrplan zeigt, wie es sein soll, der Aufschrieb des Zugleiters auf diesem Blatt zeigt, was tatsächlich abläuft bzw. ablief.

Der Zugleiter kann also die Fahrt von A nach C erlauben und trägt dies mit einem roten Pfeil von A nach B ein - zu der Uhrzeit, als er die Erlaubnis erteilte; am Telefon sagt er: "Zug <Zugnummer> darf bis C fahren."

Zugleitbetrieb

Solange von A nach C dieser rote Pfeil steht ist folglich diese Strecke belegt und es kann für diese Strecke keine weitere Fahrt erlaubt werden.

Sobald der Zug in C angekommen ist ruft die Zugmannschaft von dort aus den Zugleiter an und teilt die Ankunft mit. Der Zugleiter weiß nun, dass die Strecke von A nach C wieder frei ist und markiert dies mit einem grünen Pfeil in seinem Plan:

Zugleitbetrieb

Der grüne Pfeil endet dabei bei der Uhrzeit, zu der die Ankunftsmeldung durchgegeben wurde. Grün bedeutet nun für den Zugleiter, die Strecke von A nach C ist wieder frei, eine Fahrtanfrage von A nach B könnte nun mit einer Erlaubnis beantwortet werden. Ruft aus A eine weitere Zugmannschaft an und stellt eine Fahrtanfrage nach B, dann kann diese erlaubt werden (die Strecke ist grün) und das wird wie folgt notiert - ein roter Pfeil von A nach B:

Zugleitbetrieb

Nun meldet sich die Zugmannschaft aus C und möchte nach D fahren; kein Problem, die Strecke ist frei, die Fahrt kann erlaubt werden, im Meldebogen wird ein roter Pfeil von C nach D ergänzt:

Zugleitbetrieb

Sobald der Zug von A nach B in B angekommen ist, ruft die Zugmannschaft den Zugleiter an und teilt die Ankunft mit; dieser weiß nun, dass die Strecke von A nach B wieder frei ist und notiert einen grünen Pfeil:

Zugleitbetrieb

Die Zugmannschaft aus B ruft nun den Zugleiter an und möchte nach C fahren. Diese Fahrt kann der Zugleiter nicht erlauben, da er noch keine Ankunftsmeldung aus D hat und er somit nicht weiß, wo dieser Zug steckt. Er könnte ja auf Grund eines Lokschadens in C noch gar nicht losgefahren sein - daher kann er keinen Zug nach C fahren lassen. Auf die Fahrtanfrage antwortet er daher mit "Nein, warten."

Ein Beispiel der Zuglaufmeldungen findet sich hier: http://kleinbahnwiki.de/index.php/Zugleitbetrieb#Beispiel_1

Zugkreuzungen

Gelegentlich gibt es Zugkreuzungen in Bahnhöfen, d.h. es stellen zwei Zugmannschaften Fahrtanfragen mit demselben Ziel. Das hat natürlich nur Sinn, wenn es im Zielbahnhof mindestens zwei Gleise gibt - und wenn man verhindern kann, dass beide (gleichzeitig) in den Bahnhof fahren und dort kollidieren. Hier kommt die Trapeztafel [1] ins Spiel und der Meldebogen bekommt pro Betriebsstelle zwei senkrechte Linien:

Zugleitbetrieb

Diese senkrechten Linien stehen nicht für die Gleise im Bahnhof, sondern werden genutzt, um kenntlich zu machen, ob die Erlaubnis für eine Zugfahrt bis in den Bahnhof reichte oder nur bis zu dessen Trapeztafel [1]. Betrachten wir dazu das folgende Beispiel:

Zugleitbetrieb

Die Zugmannschaft hat in A eine Fahrtanfrage nach B gestellt. Der Zugleiter konnte diese erlauben, da die Strecke frei ist. Da in B kein Zug steht und auch keiner kommt, lautet die Erlaubnis: "Zug <Nummer> darf bis B fahren." Dies sagt der Zugmannschaft, dass sie in den Bahnhof einfahren dürfen. Der Zugleiter macht dies kenntlich, indem die Pfeile über die erste Linie der Betriebsstelle B hinausgehen und erst an der zweiten Linie enden.

In B stellt die Zugmannschaft nun eine Fahrtanfrage nach C, das Ganze wiederholt sich:

Zugleitbetrieb

Nun ruft die Zugmannschaft aus D an und will auch nach C fahren - dort soll eine Zugkreuzung stattfinden. Der Zugleiter kann diese Zugfahrt erlauben, allerdings mit folgendem Wortlaut: "Zug <Nummer> darf bis B, Trapeztafel [1], fahren." Dies sagt der Zugmannschaft, dass sie vor C an der Trapeztafel [1] halten muss. Der Zugleiter macht dies kenntlich, indem der Pfeil an der ersten Linie von C endet:

Zugleitbetrieb

Nun läuft die Zugkreuzung in C planmäßig ab, ein Beispiel der Zuglaufmeldungen findet sich hier: http://kleinbahnwiki.de/index.php/Zugleitbetrieb#Beispiel_2

Der Zugführer des zuerst eingefahrenen Zuges macht alle Zugmeldungen, er meldet beide Züge als in C angekommen beim Zugleiter, der daraufhin mit grünen Pfeilen notiert, dass die jeweiligen Strecken wieder frei sind.

Zugleitbetrieb

Im selben Telefonat können auch gleich die beiden Fahrtanfragen für die Weiterfahrt gestellt werden, was der Zugleiter mit roten Pfeilen in den Meldebogen einträgt. Jetzt wird auch klar, warum an jeden roten Pfeil auch die Zugnummer geschrieben wird - es erhöht die Übersichtlichkeit deutlich:

Zugleitbetrieb

Sind die Züge an ihrem jeweiligen Ziel angekommen, wird der Zugleiter über die Ankunft informiert und hält dies wie gehabt mit grünen Pfeilen fest:

Zugleitbetrieb

Zugüberholungen

Diese werden analog zu Zugkreuzungen behandelt, nur dass die Züge nicht aufeinander zu fahren, sondern hintereinander her.

Beispiel-Meldebogen

Nach Fahrplanende sieht ein Meldebogen (hier im A3-Format) wie folgt aus (Treffen Dornheim August 2019):

Meldebogen nach Fahrplanende

Der Zugleiter saß hier im Bf Kelkheim und hatte zwei Strecken zu betreuen, da direkt nach Kelkheim ein Abzweig zu einer kleinen Stichstrecke vorhanden war.

Fußnoten

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 Trapeztafel Ne 1 / So 5 Die Trapeztafel ist eine weiße, trapezförmige Tafel mit schwarzem Rand auf weißem Mast mit schrägen schwarzen Streifen. Sie steht an der Stelle, an der bestimmte Züge zu halten haben. Welche Züge betroffen sind erfährt das Zugpersonal aus dem Buchfahrplan oder per Befehl (schriftlich/fernmündlich). Sie steht vor Bahnhöfen ohne Einfahrsignale, bei Strecken mit Zugleitbetrieb kann sie auch vor anderen Zuglaufstellen stehen. (Siehe Foto einer Trapeztafel)