Fotografieren

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Fotografieren kann ein Hobby im Hobby sein. Gute Fotos beginnen schon bei sinnvollen Einstellungen der Kamera, gutem Licht - und enden bei der Nachbearbeitung am Computer. Dort gibt es sehr umfangreiche Möglichkeiten, die Informationen hier beziehen sich auf die freie Software GIMP.

Grundlagen

  • Kamera auf höchstmögliche Auflösung und Bildqualität einstellen.
  • Niedrigstmögliche ISO-Zahl einstellen.
  • Wenn möglich/nötig ein Stativ verwenden.

Soweit zur Theorie.

Nun zur Praxis:

  • Im FREMO-Alltag und -Betrieb wird man häufig frei Hand fotografieren. Dabei wird man in den meist mäßig beleuchteten Hallen um eine hohe ISO-Zahl nicht herumkommen, das dadurch entstehende Bildrauschen muss man dann in Kauf nehmen. Man wird dabei oft im Bereich von ISO 800 aufwärts bis über 3000 landen.
  • Es empfiehlt sich, die Verschlusszeit vorzuwählen auf das, was man frei Hand noch ruhig halten kann. Das hängt natürlich von der Brennweite ab und davon, ob das Objektiv bzw. die Kamera eine Bildstabilisierung enthält. Welcher Wert das ist zeigt die Erfahrung, meist im Bereich von 1/25 s bis 1/50 s.
  • Für wirklich tolle Fotos geht es nur mit ISO 100, für die dann erforderliche Belichtungszeit von typischerweise bis zu 10 s braucht es ein Stativ - wenn man nicht mit Zusatzbeleuchtung arbeitet. Ein Problem sind dann noch schwingende Böden in Turnhallen ...
  • Das i-Tüpfelchen ist dann noch ein Hintergrund für das Motiv; selbst ein schlichter blauer Himmel lässt das Bild schon sehr viel besser wirken als die Sprossenwand der Turnhalle. U.U. muss aber ein manueller Weißabgleich durchgeführt werden, die Automatik versagt gerne bei so viel blau.

Aufnehmen

Weißabgleich

Üblicherweise hat das Aufnahmegerät einen automatischen Weißabgleich, der meist gut funktioniert. Nur in besonderen Situationen kann es sehr hilfreich sein, einen manuellen Weißabgleich durchzuführen, z.B. wenn mit einem großflächigen blauen Hintergrund gearbeitet wird; das überfordert die Automatik durchaus und ergibt einen unschönen Farbstich, der auch in der Nachbearbeitung noch einigen Ärger machen kann.

Beleuchtung

Die Beleuchtung während der Aufnahme hat einen großen Einfluss auf das spätere Endergebnis, denn das ist die Basis, mit der in der Bildbearbeitung gearbeitet werden muss. Diese Beispiele zeigen mehrfach dasselbe Motiv, aber mit unterschiedlichen Lichtstimmungen; dabei war es immer dieselbe LED-Leuchte, nur Richtung und Abstand wurden variiert - schon das hat eine enorme Wirkung.

Baum und Licht Baum und Licht Baum und Licht Baum und Licht Baum und Licht

Baum und Licht Baum und Licht Baum und Licht

Verschlusszeit

Die Verschlusszeit hängt von Lichtmenge, Blende, Empfindlichkeit ab. Mit Stativ (und einigermaßem ruhigem Boden) spielt sie keine Rolle; bei langen Verschlusszeiten kann es sehr sinnvoll sein, mit Selbstauslöser zu arbeiten, um Schwingungen durch das Auslösen zu vermeiden. Ansonsten muss man ausprobieren, was man noch frei Hand halten kann, was natürlich stark von der Brennweite abhängig ist.

Blende

Die Blende bestimmt die Schärfentiefe - also welcher Abstandsbereich vor dem Objektiv scharf abgebildet wird. Hierzu drei Beispielbilder:

Diesellok Diesellok Diesellok
Blende 36 Blende 22 Blende 5.6
25 s 8 s 0.5 s

Der Einfluss der Blende auf die Schärfentiefe ist schön zu sehen; ganz rechts ist die Diesellok völlig losgelöst vom Hintergrund, aber sogar schon in sich nicht mehr komplett scharf - dazu hätte es wohl eine Blende im Bereich von 11 gebraucht. Selbstverständlich hängt von der gewählten Blende die erforderliche Belichtungszeit ab und bei niedriger Empfindlichkeit, um das Rauschen zu reduzieren, geht ohne Stativ nichts, wie man sieht.

Focus stacking

Aus physikalischen Gründen ist die Tiefenschärfe immer endlich. Um einen größeren Entfernungsbereich scharf abzubilden als das Objektiv und die Physik hergeben hilft nur eines: Mehrere Aufnahmen mit unterschiedlichen Schärfenebenen machen und diese hinterher am Computer per Software zusammenzusetzen. Für die Aufnahme ist zwingend ein Stativ erforderlich, denn die Aufnahmen müssen sehr deckungsgleich sein, wenn die Software hinterher damit zurecht kommen soll.

Eine gut geeignete Software für den Computer ist Helicon Focus. Die Grundeinstellungen des Programms sind sehr gut, man muss einzig noch damit experimentieren, welche Bilder von der ganzen aufgenommenen Serie man nimmt und welche nicht. U.U. ist es besser, nicht jedes Bild zu nehmen, sondern nur jedes zweite.

Alle Bilder dieser Art siehe hier: Focus-Stacking

Software und Hardware

Es gibt eine Vielzahl an Programmen zur Bildbearbeitung, von einfach bis komplex, von kostenlos bis teuer. Mein Favorit ist kostenlos und komplex: GIMP.

Standardarbeiten

Bestimmte Standardarbeiten sollten mit ausnahmslos jedem Foto gemacht werden, wobei nicht immer alle folgenden Schritte erforderlich sind. Welche man macht, welche nicht und in welcher Reihenfolge und Stärke ist eine Sache der Erfahrung. Hier ist meine Reihenfolge:

Horizont gerade ziehen

Es ist immer gut, wenn der Horizont horizontal liegt. Natürlich kann ausnahmsweise des Effektes wegen ein bewusst schiefes Bild geschossen werden - dann ist ja alles gut. Störend ist aber ein leicht schiefes Bild, das eben eigentlich nicht schief sein soll. Hier hilft, in der Bildbearbeitung das Bild die paar Grad zu drehen. Damit man dies nicht frei Hand machen muss, ist sehr empfehlenswert, ein Raster einzublenden und danach die Ausrichtung vorzunehmen. Und nicht vergessen, danach das Bild auszuschneiden, sonst fehlen die Ecken!

Stürzende Linien entfernen

Sehr häufig wird die Linsenachse beim Fotografieren nicht exakt horizontal verlaufen; das Ergebnis ist, dass in Wirklichkeit senkrechte Linien auf dem Foto nicht parallel zueinander verlaufen, sondern auf einen Fluchtpunkt zu. Das kann als Effekt (manchmal) durchaus gewünscht sein, bei extremen Neigungen ist es ohnehin nicht vermeidbar und auch kaum noch korrigierbar. Ansonsten aber gewinnen viele Fotos, wenn man dies korrigiert - d.h. also, dass senkrechte Linien des Motivs auch parallel zu den Bildrändern sind.

Sehr hilfreicht dazu ist es, ein Raster einzublenden, an dem man die senkrechten Linien des Motivs ausrichten kann. Dies muss meistens mit der linken und rechten Seite des Bildes mehrfach im Wechsel gemacht werden, denn wenn man auf der einen Seite zieht, wandert auch die andere wieder mit.

Das Bild wird anschließend natürlich wieder auf ein Rechteck zurecht geschnitten, die ganzen Zipfel fehlen dann. Daher kann es hilfreich sein, schon bei der Aufnahme einen etwas größeren Ausschnitt zu fotografieren, damit hinterher bei der Perspektivkorrektur keine Bildinhalte verloren gehen, die man aber eigentlich haben wollte.

Bildausschnitt

Einen schönen Bildausschnitt zu machen ist eine leichte Übung in eigentlich jedem Bildbearbeitungsprogramm. Die Bilder gewinnen häufig enorm, wenn störendes Zeugs drumherum weggeschnitten wird.

Weißabgleich, Farbtemperatur

Der automatische Weißabgleich funktioniert bei den heutigen Digitalkameras oft ziemlich gut, nicht nur beim Fotografieren im Freien, sondern auch in den Hallen, in denen üblicherweise FREMO-Treffen stattfinden. Meist kann man die Bilder diesbezüglich in Ruhe lassen oder muss nur ganz kleine Korrekturen vornehmen.

Aus dem Tritt kommt der automatische Weißabgleich aber schnell, wenn ein großflächiger blauer Himmelhintergrund mit auf der Aufnahme ist - da sieht das Ergebnis dann oft recht farbstichig aus. In solchen Fällen lohnt es sich, zuvor einen manuellen Weißabgleich mit Hilfe eines Blattes weißem Papier durchgeführt zu haben. Das Bild ist danach sehr viel besser als man es je nachträglich in einer Bildbearbeitung hinzwingen könnte.

Schatten, Lichter, Belichtung

Eine gute Bildbearbeitung erlaubt es, die Schatten und die Lichter getrennt zu bearbeiten, also beispielsweise die dunklen Bereiche aufzuhellen, ohne dass die Lichter davon betroffen sind, und umgekehrt natürlich die Lichter abzudunkeln, ohne dass mit den Schatten etwas passiert. So kann man häufig aus einem Bild mit extremem Kontrast doch noch etwas Ordentliches zaubern.

Hilfreich ist dies z.B. häufig bei Fotos von Dampflokomotiven; die Belichtungsautomatik der Kamera sorgt oft dafür, dass die ganze Lok einfach viel zu dunkel ist und kaum noch Details erkennbar sind. Da hilft das Aufhellen der Schatten ganz enorm - und hinterher noch etwas die Belichtung hochziehen. Sollten dabei die Lichter zu hell werden, dann werden diese vorher abgedunkelt.

Sättigung

An der Sättigung muss selten etwas geändert werden. Manchmal nach Erhöhung der Belichtung werden aber doch manche Farben zu krass - dann ist es empfehlenswert, die Sättigung etwas zurückzufahren.

Helligkeit, Kontrast

Eine behutsame Änderung von Helligkeit und Kontrast ist bei einigen Bildern durchaus hilfreich, so lange nichts zu hell oder zu dunkel wird. Mit dem Kontrast sollte man nicht übertreiben, denn er wird durch das nachfolgende Schärfen von der Wirkung her eher noch verstärkt und kann dann zuviel sein.

Schärfen

Scharf ist immer gut! Das fängt natürlich schon bei der Aufnahme an: Gutes Objektiv, saubere Linse, höchstmögliche Auflösung an der Kamera eingestellt, ISO-Zahl so niedrig wie möglich, korrekt scharfgestellt, sinnvolle Schärfentiefe, evtl. Stativ, usw.

Aber auch bei der Nachbearbeitung gibt es hier noch Möglichkeiten - so tut ein leichtes Schärfen fast allen Fotos gut. Man kann es hier aber auch leicht übertreiben, dann wirkt es unnatürlich. Schärfen schärft aber auch das Bildrauschen, das merkt man insbesondere dann, wenn man mit hohen ISO-Zahlen fotografiert hat.

Manche Aufnahmegeräte wie Handy oder Tablet schärfen die Bilder von sich aus schon sehr, oft zu sehr; in diesem Fall ist weiteres Schärfen in der Bildbearbeitungssoftware eher kontraproduktiv.

Sollte Retusche nötig sein, dann empfiehlt sich diese vor dem Schärfen.

Retuschieren

Darüber kann man sicherlich kontrovers diskutieren, reichen die Möglichkeiten doch vom "schöner machen" bis zum "Beschiss". Auf jeden Fall kann man damit häufig einiges aus dem rohen Foto machen, wenn es zunächst gar nicht so prickelnd war. Hier ein paar Beispiele aus der Kategorie "schöner machen" (mit höchstens wenig Beschiss) - jeweils "vorher - nachher":

Schöner machen

Dornheim 2018 Dornheim 2018

Das war ein einfacher Fall - durch einen geeigneten Bildausschnitt verschwand der störende blaue Vorhang.

Hintergrund durch Retusche beruhigen

Dornheim 2018 Dornheim 2018

Am Ausschnitt wurde nichts verändert, aber ein paar unruhige Elemente im Bildhintergrund wurden wegretuschiert, sie störten das Bild und die Konzentration auf den wesentlichen Bildinhalt. Hier fiel die Entscheidung zu Gunsten des Retuschierens, weil dies einfach und problemlos machbar war.

Dornheim 2018 Dornheim 2018

Der blaue Vorhang auf der rechten Bildseite stört doch ziemlich. Zunächst wurde das Bild etwas zugeschnitten, damit war das meiste schon weg. Noch mehr rechts abschneiden hätte aber auch wesentlichen Bildinhalt betroffen. Daher wurde das verbleibende Streifchen Vorhang mit der Farbe der daneben liegenden Wand überretuschiert, ebenso die Bäume im Bildhintergrund.

Hintergrund durch Retusche verändern

Dornheim 2018 Dornheim 2018

Auch hier gab es im Bildhintergrund Unruhe. Ein Teil des Problems war durch einen geeigneten Bildausschnitt lösbar - aber eben nur ein Teil. Um ein nicht zu ungünstiges Bildformat zu erhalten war nach dem Zuschneiden auch noch etwas Retusche nötig - dabei wurden die beiden Röhrenstapel verdoppelt, die in Wirklichkeit nur jeweils einmal da liegen.