Gebäude

Aus Kleinbahnwiki
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Informationssammlung zum (Selbst-)Bau von Gebäuden für die Modelleisenbahn, durchaus mit einem Schwerpunkt abseits des Mainstreams auf gelaserten Bausätzen, Resin-Bausätzen bis hin zum kompletten Selbstbau. Die Art der Gebäude orientiert sich dabei an dem, was links und rechts von Kleinbahnen bzw. Privatbahnen in früherer Zeit typischerweise zu sehen war.

Grundsätzliches

Es gibt etliche Möglichkeiten, zu Gebäuden zu kommen:

  • Bausatz kaufen: ein fertiger Bausatz wird gekauft und zusammengebaut.
  • Lasern lassen: nach einer Zeichnung werden die Einzelteile gelasert; die Zeichnung wird meist nach Vorbildfotos erstellt.
  • Drucken lassen: nach einer 3D-Zeichnung werden die Teile oder das gesamte Gebäude in einem geeigneten 3D-Druckverfahren gedruckt.
  • Fräsen lassen: nach einer Zeichnung werden die Einzelteile ausgefräst; die Zeichnung wird meist nach Vorbildfotos erstellt.
  • Selbstbau: aus Materialien der Wahl wird alles selbstgebaut; häufig werden verschiedene Strukturplatten verwendet.

Wird ein ganz bestimmtes Vorbild nachgebaut, dann bleibt fast immer nur der Selbstbau, evtl. mit gelaserten oder gedruckten Einzelteilen nach Zeichnung. Ansonsten kann auch nach fertigen Bausätzen Ausschau gehalten werden, wobei dabei insbesondere auf weitgehende Maßstäblichkeit zu achten ist - gerade Großserienbausätze fallen hier gelegentlich negativ auf.


Auch die Materialien können sehr unterschiedlich sein:

  • Kunststoffspritzguss; wird meist bei Großserienbausätzen verwendet.
  • Resin (Gießharz); wird häufig bei Kleinserienbausätzen verwendet.
  • Karton; wird häufig bei (gelaserten) Kleinserienbausätzen verwendet.
  • Holz; wird häufig bei (gelaserten) Kleinserienbausätzen verwendet.
  • Kunststoffplatten; wird häufig beim Selbstbau verwendet.
  • Verschiedene Kunststoffe; beim 3D-Druck kommen je nach Druckverfahren unterschiedliche Kunststoffe zum Einsatz.

Alle Materialien sind gut geeignet, ein moderner Kartonbausatz hat mit einem Ausschneidebogen für Kinder nichts zu tun - einzig dass das Gebäude nicht so wasserfest ist wie eines aus Kunststoff. :-)

Materialien

Hier werden die Materialien beispielhaft vorgestellt:

Karton

Trafohäuschen von MBZ

Das Trafohäuschen ist ein MBZ-Bausatz aus gelasertem Karton. Der Laser schneidet dabei nicht nur die einzelnen Bauteile aus der Platte heraus, sondern kann auch die Oberfläche strukturieren, z.B. Mauerwerk oder Dachziegel. Nach Fertigstellung ist nicht mehr zu erkennen, dass das Baumaterial Karton ist, die Stabilität ist gut, insbesondere weil das Häuschen einen Holzkern erhalten hat. Geklebt wird mit üblichem Haushalts- oder Bastelkleber, bemalt mit Acrylfarben aus dem Künstlerbedarf, zur Alterung kommen auch Farbpigmente zum Einsatz.

Polystyrol

Polystyrol ist gut geeignet für Gebäude, die selbst gebaut werden. Die Einzelteile können recht leicht mit einem Bastelmesser von größeren Platten abgetrennt werden. Es lässt sich mit den gängigen Kunststoffklebern auch gut kleben.

PVC

PVC eignet sich gut für Gebäude, deren Bestandteile CNC-gefräst werden sollen. Es hält der Hitze des Fräsers besser stand als Polystyrol.

Resin

Mit Resin werden Gießharze bezeichnet, mit denen Abgüsse aus Silikonformen hergestellt werden, wobei die Silikonformen mit Hilfe eines Urmodells hergestellt wurden. Nach dem Zusammenbau und der Lackierung ist nicht mehr erkennbar, dass das Baumaterial Gießharz ist. Resin-Gebäudebausätze bestehen nur aus wenigen Teilen - hier eine Scheune:

Scheunenbausatz

Seitenwände bestehen aus einem Stück, daher die wenigen Teile - allerdings ist die Bemalung dafür eher aufwändig, um die unterschiedlichen Bauteile herauszuarbeiten:

Detail Scheunenbausatz

Das Zusammenkleben wird erleichtert, wenn man die Wandteile fixieren kann. Hilfreich sind hier kleine Magnete auf einer Metallplatte:

Fixieren mit Magneten

Dann können die Seitenwände mit etwas Sekundenkleber aneinander fixiert werden. Ist das ausgehärtet, folgt Zweikomponentenepoxydharzkleber, um die Teile wirklich dauerhaft stabil miteinander zu verbinden. Im nächsten Schritt werden die Gebäude gründlich entfettet, z.B. in warmem Wasser mit nicht zu wenig Spülmittel eingeweicht und abgebürstet. Danach dürfen sie nicht mehr mit den Fingern berührt werden. Nachdem sie getrocknet sind, folgt eine Grundierung:

Grundierte Resin-Gebäudebausätze

Finish

Putz

Für einen Außenputz eignet sich z.B. Acrylspachtelmasse aus dem Künstlerbedarf:

Acrylspachtelmasse mit Struktureffekt

Auf einer Acrylgrundierung haftet diese Spachtelmasse recht gut und ergibt einen schöne Putzstruktur, die anschließend mit Acrylfarben bemalt werden kann.

Bemalen

Kunststoff kann durchaus so bemalt werden, dass es wie altes, verwittertes Holz aussieht. An Farben sind dazu auf jeden Fall braun, grau, weiß und schwarz erforderlich, da altes Holz ausgeblichen ist und in graue Farbtöne übergeht, wie bei den Vorbildfotos von Scheunen schön zu sehen ist. Acrylfarben sind dazu gut geeignet, dabei darf ein Mittel zur Wasserenthärtung (z.B. Spülmittel) nicht vergessen werden, sonst benetzt die Farbe die Oberfläche nicht richtig, auch dann nicht, wenn diese grundiert ist.

Es kann durchaus sein, dass nach fertiger Bemalung die Oberfläche noch etwas glänzt - hier hilft dann, mit der Airbrush Mattlack drüberzusprühen. Mit aufgetupftem Mattlack als Kleber kann auch etwas Grün oder Rost aufgebracht werden. Das Gartenhaus sieht dann einbaufertig wie folgt aus:

Gartenhaus Gartenhaus Gartenhaus

Beispiele

Fabrikgebäude

Dacheindeckuung für HAKU

Für das Lager- und Produktionsgebäude in HAKU wurde eine einfache Dacheindeckung benötigt. Nachdem verschiedene Versuche mit selbst hergestellten Papierstreifen (80g-Papier, Zeitungspapier, Seidenpapier) als Dachpappe alle nicht zufriedenstellend verlaufen waren (mal gut verarbeitbar, aber optisch mäßig oder eben das Gegenteil), kam es auf dem FREMO-Treffen in Petersberg im Frühjahr 2018 zum entscheidenden Gespräch mit Jürgen Dill-Schilling von https://www.modellkreationen.de/. Er wies darauf hin, dass bei einem solchen Dach keine Dachpappe, sondern Bitumenschweißbahnen zum Einsatz kämen und dass er diese fertig gelaserte anbieten würde. Da bei diesem Gebäude die Dachfläche recht groß ist, wurde eine Sonderanfertigung notwendig. Einerseits weil sich das dargestelle Dach über den First hinweg zieht und so die Überlappung der Bahnen von der einen zur anderen Seite wechselt, andererseits musste das Dach aufgrund der Länge in zwei verzahnbaren Teilen hergestellt werden. Diese wurden präzise von Jürgen gefertigt.

Zuhause wurden die zwei Dachteile mit hauchdünnem transparentem doppelseitigen Klebeband sauber verzahnt zusammengefügt und der First vorgeknickt. Dann wurde auf die vorher geschwärzte Dachunterkonstruktion aus Kunststoff, auf welche mittels eines Kleberollers trockener Klebstoff aufgetragen wurde (der kann keine Kleberflecken machen), die gelaserte Bitumenschweißbahn aufgesetzt. Damit diese präzise ausgerichtet werden konnte, wurden vorher noch mehrere Stücke Silikonpapier dazwischen gelegt und diese, als alles stimmte, zu zweit nach und nach herausgezogen und das Dach festgedrückt. Abschließend wurde der Dachüberstand auf der schrägen Rückseite mit einem sehr scharfen Messer absgechnitten. Weiter geht es nun mit den Details am Gebäude, wie Lampen und ggf. noch einem kleinen Dachlüfter.

Trafohaus

Trafohäuschen von MBZ

Das gezeigte Trafohäuschen ist ein MBZ-Bausatz aus gelasertem Karton. Die Stabilität ist gut, insbesondere weil das Häuschen einen Holzkern erhalten hat. Geklebt wurde mit üblichem Haushalts- oder Bastelkleber, bemalt mit Acrylfarben aus dem Künstlerbedarf, zur Alterung kamen auch Farbpigmente zum Einsatz.

Gartenhaus

Gartenhaus Gartenhaus Gartenhaus

Dieser Gartenschuppen ist ein Resin-Bausatz von Langmesser. Geklebt wurde mit Zweikomponenten-Epoxydharz-Kleber. Als Grundierung wurde Acrylgrundierung von Tamiya verwendet, zur Bemalung Acrylfarben aus dem Künstlerbedarf. Den Abschluss bildet ein Überzug von Valejo-Mattlack mit der Airbrush aufgetragen.

Scheune

Scheune Scheune Scheune

Auch diese Scheune ist ein Resin-Bausatz von Langmesser. Geklebt mit 2K-Kleber, grundiert mit Acrylgrundierung von Tamiya und dann bemalt mit Künstler-Acrylfarben aus der Tube.

Triebwagenschuppen

Für einen Triebwagenschuppen wurde zunächst ein Modell des Modells erstellt:

Modell des Modell des Triebwagenschuppens

Im nächsten Schritt kann eine CAD-Zeichnung erstellt werden, gemäß derer die einzelnen Gebäudebauteile aus einer Kunststoffplatte CNC-gefräst werden können.

Literatur

  • Kiele, Rolf: Der Schein des Seins, Teil 6; Hp1 Modellbahn 2(2018)8
  • Krause, Michael: Fränkischer Fachwerkkitsch; Hp1 Modellbahn 2(2018)16