Bau einer Schleppweiche

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Hier ist eine ausführliche Beschreibung, wie eine Schleppweiche für einen Schattenbahnhof gebaut wird: einfach, funktional, platzsparend.

Für meinen Schattenbahnhof Jonaswalde sollte eine Schleppweiche als Einfahrweiche zum Einsatz kommen. Diese kombiniert eine einfach und störungsarme Konstruktion mit der Möglichkeit, viele Abgänge auf relativ geringer Länge zu realisieren. In meinem Bahnhof sind es nur vier Abgänge, mehr ist jedoch problemlos möglich.

Auch bei einer Schleppweiche sind natürlich Anforderungen wie Minimalradius und Vermeidung von direkten Gegenbögen zu berücksichtigen. So wurde erstmal die Weiche auf Papier konstruiert und die so erhaltenen Maße auf den Modulkasten übertragen.

Übertragen der Zeichnung der Schleppweiche auf den Kasten

Zwar wurde der Arm zum Verschwenken des Gleises schon vorgeplant, es schadet jedoch nicht, diese Planung nochmal in der Wirklichkeit zu verifizieren. Ein Dummy aus Papier hilft da ungemein. So kann auch die Größe der Grube für den Schwenkarm festgelegt werden.

Papier-Dummy für den Schwenkarm

Die Konstruktion der Schleppweiche sollte möglichst einfach sein, um Fehlerquellen zu reduzieren. Die Grube für den Schwenkarm wird aus dem Trassenbrett ausgesägt und dann wieder durch ein von unten aufgesetztes Brett verschlossen. So wird die Stabilität des Trassenbrettes kaum verringert. Vor allem aber kann so der Schwenkarm, der die gleiche Dicke wie das Trassenbrett hat, einfach direkt auf das Aufsatzbrett gelegt werden. Als Drehgelenk wurde ein Metallstift in ein passendes Loch im Arm und dem Zwischenbrett gesetzt. Da die horizontale Führung komplett durch das Aufsatzbrett gewährleistet ist, werden an das Drehlager des Arms keine besonderen Anforderungen gestellt.

Wie man auf dem Bild sehen kann, hat der Schwenkarm eine leicht konische Form. Er wird von der Drehachse zur Spitze hin schmaler. Das liegt daran, dass der Drehpunkt des Arms ungefähr auf der halben Länge des zu verschwendenden Gleises liegt. Das Gleis ist also nur an der Spitze des Schwenkarms befestigt, kann sonst aber frei darüber gleiten. Das führt dazu, dass das Gleis beim Schwenken aus der Mittelachse des Arms wandert und er zum Drehpunkt hin breiter werden muss, um dem Gleis immer eine Auflage zu bieten.

Eingebauter Schwenkarm in der Grube

Auch für die Positionierung des Arms an den Abgängen wurde eine möglichst einfache Lösung gesucht. Hierzu wurden Neodym-Magnete mit 5mm Durchmesser gewählt. Einer davon wird im Schwenkarm befestigt, je ein weiterer kommt an jeden Abgang. Durch die passend gewählte Polarität der Magnete schnappt der Arm so von Abgang zu Abgang ein. Die Kraft der Magnete reicht zusammen mit der Reibung des Arms auf dem Holz völlig aus, um den Arm für die Überfahrt sicher zu fixieren. Gleichzeitig kann er jedoch einfach per Hand zu einem anderen Abgang verschoben werden.

Natürlich ist diese Positionierung mit Magneten nicht auf den Zehntelmillimeter exakt. Hier muss nach dem Umstellen auf einen anderen Abgang immer noch etwas per Hand nachjustiert werden. Das ist aber kein Problem, da man ja sowieso die Hand am Arm hat, um die Weiche umzustellen.

Damit die Magnete auch passend zu den abgehenden Gleisen liegen, wurden zuerst die Magnete platziert und danach die Gleise befestigt. Dazu wird als erstes ein Loch für den Magneten im Schwenkarm gebohrt. Dieses dient dann als Schablone, um die Löcher für die Magnete an den Abgängen zu bohren. So ist gewährleistet, dass die Magnete immer perfekt übereinander stehen. Die Magnete sind einfach in die Löcher eingedrückt und halten ohne weitere Maßnahmen.

Magnete für die Ausrichtung und den Halt des Schwenkarms

Beim Verschwenken bewegen sich die beiden Schienen des Gleises auf unterschiedlichen Bahnen. Da die Enden aber an einer festen Position sind, ist ein Längenausgleich der Schienen notwendig. Dazu kam ein Stück kupferkaschiertes Pertinax zum Einsatz, auf das kurze Gleisstücke für den Übergang zu den Abgängen verlötet wurden. Zum Drehpunkt der Weiche hin wurden die Schienenköpfe auf etwa 1cm Länge auf die Hälfte der Stärke geschwächt. Gleiches passierte mit den Profilen des Flexgleises. Die beiden Teilstücke können so ineinander gleiten und bieten trotzdem den Rädern noch Führung. Noch besser wäre es natürlich, wenn diese Überlappungsstellen nicht direkt gegenüberliegen, wie in meinem Fall, sondern etwas hintereinander versetzt sind. Bisher gab es damit im Betrieb jedoch noch keine Probleme. Um das bewegliche Schienenprofil sauber zu führen, wurde innen und außen je ein L-Profil angelötet. Dieses greift über den Schienenfuß in den Steg und hält das Profil so sowohl von der Seitenlage als auch von der Höhe her an der richtigen Position.

Auszugvorrichtung für den Längenausgleich

Nachdem nun der Schwenkarm soweit festgestellt ist, können die Gleise für die Abgänge angebracht werden. Um diese zum einen sicher zu befestigen aber gleichzeitig noch etwas Spielraum zum Justieren zu haben, wurden die Enden auch auf Pertinaxstreifen verlötet. Auch hier wurden zuerst die Streifen grob an der gewünschten Position befestigt. Danach wurden die Gleisenden sauber zum Schwenkarm ausgerichtet und erst danach mit dem Pertinax verlötet. So passen der Arm und die Abgänge perfekt zusammen, ohne dass dafür viel gemessen werden muss. Die Pertinaxstreifen dienen später auch dazu, die Stromversorgung der Abgänge anzulöten.

Befestigung der Abgänge

Wenn nun noch die andere Seite des Schwenkgleises befestigt wird, können erste Schwenkversuche unternommen werden. Hierbei sieht man auch schön die Verschiebung des Gleises auf dem Schwenkarm.

Schwenkarm in mittlerer Position

Schwenkarm in oberer Position

Nach der Lackierung des Kastens und dem Befestigen der Gleise sieht die Schleppweiche im Betrieb dann so aus:

Schleppweiche im Betrieb

(JBec)