Bau eines Fabrikgebäudes
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Baubericht eines Fabrikgebäudes für einen H0fine-Kleinbahn-Bahnhof. Dargestellt wird die Recherche, eine erste Stellprobe mit Papier, verschiedene Baustufen, Farbgebung, usw. bis hin zum fertigen Gebäude.
Für meinen Bahnhof Trösel benötige ich ein Fabrikgebäude für den dortigen Anschluss. Da der Bahnhof kein konkretes Vorbild hat, steht das Aussehen dieses Gebäudes nicht von vornherein fest. Das ermöglicht Freiheiten, erhöht aber auch die Qual der Wahl:-) Nach einiger Suche im Internet wurde ich bei den Hansa-Schraubenwerken fündig. Ein mittelgroßes Gebäude mit einer spannenden Fassade aus Betonfachwerk, Auslagerungen mit Ziegeln und vielen großformatigen Fenstern. Außerdem gab es da auch einen eigenen Gleisanschluss. Das Vorbild war gefunden.
Stellprobe
Zuerst wurden aus Fotos des Gebäudes die Maße abgenommen und damit ein Papiermodell erstellt. Damit kann die Wirkung des Gebäudes und die Plausibilität der Proportionen überprüft werden. Konkrete Pläne mit den Abmessungen lagen ja nicht vor.
Wände
Nachdem das Aussehen soweit stimmig schien, konnte mit dem Bau des Gebäudes begonnen werden. Um möglichen Verzugsproblemen vorzubeugen, kam noch Möglichkeit nur Kunststoff als Baumaterial zum Einsatz. Grundlage ist eine 2mm starke Platte aus Polystyrol (PS), auf die die weiteren Gebäudeelemente aufgeklebt wurden. Da das Original ein Betonfachwerkbau ist, konnte hier mit Streifen aus Polystyrol gearbeitet werden, die mit dem "Chopper" von NorthWest Short Line auf Länge gebracht wurden. Für die Ausmauerungen kamen Mauerplatten von Vollmer zum Einsatz, die mit einem Cutter eingeritzt und dann an der geritzten Linie gebrochen wurden. Die Fenster wurden mit dem 3D-Drucker selbst gedruckt.
So entstehen Stück für Stück die Wände. Auch etwas Tiefe kommt hinzu, um das Gebäude zu stabilisieren aber auch, um wenigstens einen Ausschnitt des charakteristischen Runddaches zeigen zu können. Da die Zuschnitte per Hand und nicht mit einer CNC-Fräse geschehen, kann es zu kleinen Abweichungen bei der Größe der Gefache kommen. Dementsprechend müssen die Füllstücke aus Mauerplatte auch einzeln angepasst werden. Damit später wieder Füllstücke und Öffnung zusammenpassen, müssen beide gekennzeichnet werden.
Die Mauerstücke wurden mit Polystyrolstreifen aufgepolstert, um den Unterschied in der Tiefe der Wand (Fenster, Mauerwerk, Betonfachwerk) darzustellen. Wie man auf dem Bild sehen kann, werden bei verschiedenen Chargen der Mauerplatten offensichtlich andere Farben verwendet. Das ist aber kein Problem, da die Stücke vor dem weiteren Verarbeiten sowieso noch neu lackiert werden sollen.
Dazu werden alle Teile zuerst deckend mit Ziegelrot lackiert. Leichte Farbunterschiede sind dabei in Ordnung, da auch das Originalmaterial der Ziegel leicht unterschiedliche Farbtöne zeigt. Anschließend wurden die Fugen mit dünnflüssiger grauer Farbe ausgefugt. Zum Abschluss wurden mit Pigmenten weitere Nuancen im Rotton der Ziegel aufgebracht.
Die Polystyrolprofile des Betonfachwerkes wurden verspachtelt, verschliffen und in einem hellen Grau lackiert. Die Fensteröffnungen wurden in einem matten Schwarz ausgelegt, um Tiefe vorzutäuschen. Wenn die Fenster später verglast sind, sollen die Scheiben mit leicht lasierender Farbe behandelt werden, die Staub darstellt und den Blick ins Gebäude weiter erschweren soll. Eventuell könnten hinter den Scheiben dann noch Bilder angebracht werden, die das nicht vorhandene Innere des Gebäudes darstellen sollen.
Dach
Das Dach des Vorbildes hat eine Tonnenform, die ich auch gerne nachbilden wollte. Zur Nachbildung des Daches habe ich mich dabei aus dem Boots- und Flugzeugbau bedient und das Dach mit Spanten erstellt, die mit einer dünnen Polystyrolfolie bezogen wurden. Damit das Dach auch stabil ist, sollten einige Spanten zum Einsatz kommen, die jeweils die gleiche Form haben müssen. Um mir hier das Leben einfacher zu machen, habe ich die Form des Dachspants gezeichnet und dann mehrfach mit dem 3D-Drucker ausgedruckt.
Diese Spanten wurden dann auf eine Trägerplatte aufgeklebt, so dass man das Dach zur Farbgebung noch einfach abnehmen kann. Auf dem Bild sind auch schon das Dach des Turmes sowie der Aufbau für den Aufzug zu sehen, deren Bau weiter unten noch beschrieben wird.
Auf die Unterkonstruktion wurde dann eine Folie aus 0,5mm Polystyrol aufgeklebt, gefolgt von einer zweiten Lage zur Versteifung.
Im Detail sieht das dann so aus:
Da das Dach des Turmes auch eine etwas komplexere Form besitzt, habe ich auch hier eine Zeichnung erstellt und mit dem 3D-Drucker ausgedruckt. Das Bauteil ist natürlich hohl, um Material und Gewicht zu sparen. Die einzelnen Schichten sind im Detail noch zu erkennen, da muss vielleicht noch etwas Füller drauf.
Da das mit dem Drucken so gut funktioniert hat, habe ich gleich mal ausprobiert, was noch so alles möglich ist. Also wurde auch der Aufbau für den Fahrstuhl gezeichnet und ausgedruckt. Zuerst erfolgte eine farbliche Grundierung.
Diese dient zum Angleichen des Farbtons des Kunststoffes an die gelaserte Imitation von Schiefer, die als nächstes aufgeklebt wurde. Die verwendeten Platten stammen von Kreativ3.De. Die Fenster sind wieder gedruckt.
Nach dem vollständigen Bekleben des Daches mit Polystyrol und einer ersten Lackierung sieht das Dach nun so aus:
Rampe
Am rechten Teil des Gebäudes befindet sich eine Rampe, die es nun nachzubilden galt. Dazu wurden die benötigten Einzelteile aus verschieden starken Polystyrolplatten zurechtgeschnitten.
Zusammengeklebt und verspachtelt sieht das dann so aus. Man erkennt hier auch schon die Aussparungen, in die später der Überladekran eingebaut wird.
Am Gebäude sieht das dann so aus:
Fenster
Bei den Fenstern des Gebäudes konnte nicht auf vorhandene Produkte zurückgegriffen werden, so dass hier wieder Selbstbau angesagt war. Klassisch könnte man hierfür geätzte Fensterrahmen verwenden. Da ich dafür zu ungeduldig war und schon gute Erfahrungen mit dem 3D-Druck gemacht hatte, wollte ich auch hier austesten, was möglich ist. Die einfachen Stahlrahmen des Vorbildes waren schnell in eine Zeichnung umgesetzt. Die minimale Breite von 0,4mm mag zwar nicht ganz vorbildgerecht sein, mir erscheint sie jedoch plausibel. Nach dem Druck wurden die Fenster versäubert und anschließend grau lackiert.
Für die Verglasung wurden die Fenster auf durchsichtige Polystyrolfolie aufgeklebt. Dazu wurden die Fensterrahmen mit einem Finger auf der Folie fixiert und dann von außen mit einer feinen Kanüle der Kunststoffkleber zugegeben. Dieser zieht sich so leicht unter den Rahmen, ohne innen wieder hervorzuquellen. Dass die Sprossen in der Mitte nicht an der Scheibe befestigt sind, fällt nicht wirklich auf.
Zur Alterung wurden die Fenster dann mit Pulverfarbe eingerieben, die anschließend mit einem Pinsel wieder entfernt wurde. So ganz zufrieden bin ich mit dem Ergebnis noch nicht, da man die Pinselspuren in der Nahaufnahme erkennen kann.
Anbau
Die linke Seite des Fabrikgebäudes war bisher noch im Rohzustand. Hier befindet sich beim Original noch ein niedrigerer Anbau. Um das Gebäude nicht zu eintönig wirken zu lassen, sollte dieser auch im Modell umgesetzt werden.
Wieder kamen zum Bau Polystyrolplatten zum Einsatz, die mit passenden Mauerplatten belangt werden. Dazu wurden zuerst die Platten für den Grundkörper aus 2mm Material zurechtgeschnitten und miteinander verklebt.
Die Wände des Anbau bestehen aus Stahlfachwerk, das mit Ziegeln ausgemauert ist. Dabei kommt üblicherweise H-Profil zum Einsatz, das also nach Außen die Ziegel überdeckt. Damit kann man sich den Bau etwas vereinfachen und die Ziegel als durchgehende Platte ausbilden, auf die dann später PS-Streifen aufgeklebt werden, die den überstehenden Teil des H-Trägers darstellen. Aus diesem Grund wurden im nächsten Schritt die Fensteröffnungen in eine Ziegelmauerwerksplatte geschnitten. Dabei wird mit einem scharfen Messer von vorne mehrmals entlang eines Stahllineals geritzt, bis die Schnitte auf der Rückseite der Platte erkennbar werden. Sanftes Biegen der Platte hilft dabei etwas nach. Wenn die Schnittkante so auch hinten zu erkennen ist, kann von dort weiter gearbeitet werden, bis der Ausschnitt vollständig ist.
Bei der Festlegung der Position des Schnittes sollte darauf geachtet werden, dass er in einer Fuge der Steine liegt. Beim Mauern würde man ja nur ungern unnötig viele Steine schneiden, sondern auch hier möglichst ganze Steine verwenden.
Nun können die vorbereiteten Mauerplatten auf den Grundkörper aufgeklebt werden. Ich habe mich wieder dafür entschieden, die Fenster "blind" darzustellen, so dass es keine Ausschnitte dafür im Grundkörper gibt. Da die Ecken der Mauern später durch die Streifen des Stahlfachwerks überdeckt werden, müssen die Mauerplatten hier auch nicht auf Gehrung gearbeitet werden.
Nachdem die Platten nun an ihrem Platz sind, können sie farblich behandelt werden. Dazu wurde zuerst ein Rotton flächig auf die Platten aufgetragen. Die Fugen wurden dann mit verdünnter grauer Farbe ausgelegt. Diese fließt aufgrund der Kapilarwirkung fast von alleine in die Fugen. Dabei entsteht an einigen Stellen ein leichter Grauschleier auf den Steinen. Solange er nur leicht ist, ergibt sich eine schöne Varianz des Farbtons der Ziegel. Manchmal ist er aber zu dominant und muss überdeckt werden. Dazu und auch um etwas mehr Varianz in den Farbtönen zu erreichen, kommen Pulverfarben in verschiedenen Rottönen zum Einsatz, die vorsichtig tupfend mit einem Schwamm aufgetragen werden.
Nun kann das Stahlfachwerk angebracht werden. Dazu kamen dünne PS-Streifen in verschiedenen Breiten zum Einsatz. Diese wurden auf Maß zugeschnitten und dann auf das Mauerwerk aufgeklebt. Die fehlenden Stürze über den oberen Fenstern wurden später noch ergänzt. Ohne sie würden die Ziegel wohl kaum an ihrem Platz bleiben!
Auch das Stahlfachwerk kann nach dem Trocknen des Klebers mit Farbe versehen werden. Bei der Gelegenheit haben auch die Stellen, die Putz darstellen sollen einen Anstrich bekommen, um das Reinweiß des Polystyrols zu brechen. Zudem bietet die so entstandene raue Oberfläche eine dankbare Grundlage um die Pigmente der nachfolgenden Alterung aufzunehmen.
Die Fenster für den Anbau wurden wieder mit dem 3D-Drucker erstellt und mit einer durchsichtigen PS-Folie hinterklebt. Damit man nicht direkt durchschauen kann, werden sie noch mit einer Staubschicht aus Pigmenten getrübt.
Das Dach des Anbaus ist nur ein Provisorium aus grau lackierter PS-Platte. Hier soll langfristig eine Oberfläche aus Bitumen-Schweißbahnen aufgebracht werden.
Der Anbau rundet nun das Ensemble ab und macht es weniger eintönig. Als nächstes kann es nun an die Alterung gehen.
(JBec)