Bericht Messingbausatz BCi pr 91
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Ausführliche schrittweise Darstellung des Zusammenbaus eines Messingbausatzes eines Reisezugwagens.
Bau eines BCi pr 91 aus einem Schlosser-Bausatz zu einem Bi mit Traglastenabteil der DR der DDR
Nachdem ich mir den Bausatz bei der Lok-Schlosserei bestellt hatte, wurde mir dieser nach einer Wartezeit von der Post übergeben. Nach dem Auspacken kam ein sehr übersichtlicher flacher Karton zum Vorschein.
Nach dem Öffnen kam dann schließlich ein sehr übersichtlicher Bausatz mit drei Ätzblechen, einem Tütchen Kleinteilen und einem Batteriekasten- Ätzblech samt ausgiebiger Bauanleitung zum Vorschein:
Hier ist der Inhalt des Tütchens zu sehen. Es sind zwei Achslager zuviel und eine Schraube zu viel. Besser so als ein Teil zu wenig.
Die Bauanleitung war schnell zur Hand und mehrmals durchgelesen. Da dies nicht der erste Bausatz aus der Lok-Schlosserei ist, war ich aus Erfahrung gut beraten, die Anleitung gut zu lesen. Schnell ging mal was in die falsche Richtung, vor allem beim Biegen. In der Anleitung wird zwar das Kleben aller Teile favorisiert. Ich habe mich allerdings dazu entschlossen, diesen Wagen, soweit es geht, zu löten.
Hier sind die Achshalter nach dem Zusammenbau noch ohne Achslager, die ich später einsetze, zu sehen:
Danach kam der Rahmen dran. Sauber aus dem Blech ausgearbeitet und verschliffen liegt dieser auf der Schneidunterlage.
Inzwischen ist das Blech zu einem U-förmigen Blech gebogen und auf der Keramik gelötet. Hierbei habe ich die Federpakete, welche aus zwei deckungsgleichen Teilen bestehen, verlötet und auch die Streben am Rahmen angelötet. Als verstärkende Maßnahme habe ich noch die Winkel mit Lot gefüllt:
Danach wurden die Streben der Aufstiegstritte, acht an der Zahl, aus dem Blech getrennt, gebogen und gelötet:
Nachdem die Tritthalter und Tritte am Rahmen angelötet waren sah das dann so aus:
Dann kamen die Verstärkungsrippen der Bühnengeländer und die Handbremskurbel mit Bogen zur Bremswelle dran. Auch hier war Biegen und das Löten angesagt, um Stabilität zu erreichen:
Nachdem der Rahmen soweit fertig war, ging es an die Bühnen. Auch hier ist wieder Biegen und Löten angesagt. Das Ganze ist aus einem Blech und beinhaltet den Wagenboden, an dem auch die Kastenstützen angebracht sind. Später wird der Wagenkasten sowie die Inneneinrichtung auf dieses Blech aufgesetzt.
Die Bühnengeländer wurden exakt auf 90 Grad zum Bühnenboden gelötet. Die Verstrebungen für das Bühnengeländer, Handbremskurbel und Dachaufstieg wurden danach am Bühnengeländer angelötet und der Rahmen mit dem Bühnenblech verbunden. Dazu wurden die Oberfläche vom Rahmen und die Unterseite des Bodenblechs aufgeraut, um später besser verkleben zu können. Trotzdem habe ich die Stirnbleche mit dem Rahmenblech stirnseitig verlötet, um eine feste Verbindung zu bekommen und die Rahmenwangen zu stabilisieren.
Jetzt geht es an den Wagenkasten. Zu sehen sind hier die Stirnseite und die Seitenwände:
Die Seitenwände wurden nach Anleitung gebogen und dann flächig verlötet ...
... da der Wagenkasten aus mehreren großen Blechen besteht und die Stirnbleche über zwei Querstege ein Bauteil sind. Die Stirnbleche sind exakt im 90 Grad Winkel gebogen und verlötet. Danach wurden die Seitenteile angelötet und es entstand ein stabiles Gehäuse.
Um das Dach der leichten Ausrundung der Stirnsegmente anzupassen habe ich dieses an den Bretterfugen orientierend in meiner Biegevorrichtung eingespannt und bin mit einer dünnen Klinge unter das Blech gefahren. Durch das einmalige Wiederholen an jedem Strich bekam ich dann fast die optimale Rundung hin.
Dann das Dach aufgesetzt, angepasst und gelötet. Danach dienten die Stirnwände als Anschlag für die Stirnteile des Oberlichtes, somit konnte ich diese auch gleich rechtwinklig einlöten:
Die Oberlichter aus dem Bausatz werde ich nicht verwenden, da diese Fenster und Rechtecklüfter haben. Auf dem Bild, das mir zur Verfügung steht, sind alle Oberlichtfenster verschlossen und Wendlerlüfter eingebaut. In den Ätzplatinen sind an einer Stelle Bleche mit der richtigen Höhe und Länge, die ich dafür verwenden kann.
Als letztes kommt die Platine der Inneneinrichtung dran. Auch hier sind Änderungen gegenüber dem Bausatz durchzuführen. Die mit einem X gekennzeichneten Teile werden nicht mehr benötigt, da das Fahrzeug bei der DR als Bitr eingesetzt wurde und auch zu diesem Einsatzzeitraum wahrscheinlich von der DR umgebaut wurde.
Auf dem Bild des Original-Fahrzeuges ist die Traglastenkennzeichnung auf der Seite, in der die dritte Klasse eingebaut war. Ich habe mich entschlossen, die Seite der ehemaligen Polsterabteile als Traglastenabteil herzurichten. Das war einfacher und kann theoretisch auch vorgekommen sein, da die DR aus Mangel vieles herrichtete, um es am Laufen zu halten.
Ich hatte einige Holzsitzbänke aus Kunststoff aus einer alten Faller-Tüte in der Schublade. Diese habe ich probehalber in das jetzt leere Polsterabteil gestellt und diese passten doch ganz gut...
...dann mal das Fahrgestell, die Inneneinrichtung und den Wagenkasten genommen und probehalber zusammengesetzt. Sieht gar nicht mal so schlecht aus und die Rückenlehnen sind unterhalb der Fensterkante.
Entgegen meiner weiter oben genannten Aussage habe ich jetzt doch die im Bausatz beiliegenden Oberlichter verwendet. Allerdings mit der Einschränkung, dass die Fenster verschlossen werden und später, wenn das Dach eingedeckt wird, auch auf die geraden Seitenteile Segeltuchimitat darauf kommt. Der Grund für die Ausführungsänderung war, dass ich nicht genügend Wendlerlüfter habe und die vorgesehenen Messingbleche 5/10 mm zu hoch waren und ich mir die Arbeit zu Feilen sparen wollte. Letztendlich entspricht der Wagen auch nicht zu 100% dem Vorbild und die Bachmannlüfter sind mal was anderes im Oberlicht. Da mir beim Biegen der Haltenasen an den Oberlichtern das Malheur des falschen Biegens passiert ist, sind mir diese an drei Stellen gebrochen. Also die Messingbleche hinter die Oberlichter aus dem Bausatz gelötet und die Fensterrahmen flach gefeilt, die Reste der Haltenasen abgefeilt,.....
.....dann das Oberlichtdach nach der weiter oben genannten Methode gebogen und mit Haarklammern festgehalten, um das Dach zu justieren und dann löten zu können.
In der Ansicht des ganzen Wagenkastens fällt das durchhängende Dach auf. Für mich stellt das keinen Beinbruch dar. Wenn man sich die Bilder der Originale ansieht, wird man auch dort sehen,dass die Fahrzeuge mit hölzernem Wagenkasten häufiger ein durchhängendes Dach hatten, also eher vorbildgerecht. Passt. Dann die Kunststoffgleitlagerimitation mit Spitzenlagerung eingebaut und Radsätze eingeklipst. Ich habe nicht die beiliegenden Speichenradsätze verwendet, die werden unter einen SNCF E-Wagen Verwendung finden, sondern Radsätze mit 24,5 mm Spitzenweite von Luck. Noch zur Kontrolle den Wagenkasten mit Inneneinrichtung aufgesetzt:
Sieht mal für das Erste nicht schlecht aus. Ich bin aber mit der Ausführung wie die Achslager eingebaut sind nicht wirklich zufrieden.
Ich habe in meiner Gruschdelkiste nachgeschaut und von Nowitex Messingguss-Gleitlagernachbildungen gefunden. Ich bin am Überlegen, ob ich die Kunststoffteile durch diese ersetze und eventuell SHOULDERED PIN-POINT BEARINGS von MARKITS einlöte, um eine saubere Spitzenlagerung zu bekommen.
Da der Innenrahmen bei dem Bausatz quasi nicht vorhanden ist, habe ich U-Profile analog der sichtbaren Struktur des Rahmenbleches aufgeklebt. Das hier verwendete U-Profil ist von Evergreen und aus Kunststoff, da ich keine passenden U-Profile aus Messing habe und aktuell auch keine bestellen möchte. Nach dem Lackieren sieht das eh keiner mehr. Die Querträger wurden danach auch noch eingepasst.
Wenn die Träger alle eingepasst sind, kommt dann diese Westinghousebremse von Bavaria unter das Fahrzeug. In der Seitenansicht ist das gut zu sehen deswegen, darf da durchaus ein hochwertiges Produkt drunter. Das im Bausatz beiliegende Teil wird daher nicht verwendet, da es die Bremse nur andeutet.
Was ich fast vergessen hätte sind die Fensterrahmen. Das mir vorliegende Foto ist in Farbe und auf diesem ist sehr gut zu sehen, dass die Fensterrahmen nicht braun, ocker oder beige sind, sondern in Wagenkastenfarbe lackiert sind. Zwar etwas ausgeblichener als der Wagenkasten, aber eindeutig grün. Also werde ich das an meinem Wagen auch so machen. Fensterrahmen vorbereitet....
....und in den Wagenkasten sauber eingelötet. Hierbei unbedingt darauf achten, dass die Rahmen von außen sauber mittig sitzen. Von innen ist das nicht zu sehen und man darf sich nicht an den Haltenasen orientieren.
Und so sieht das dann von innen aus. Ein Potpourrie an Silber- und Goldglanz:
Nachdem ich ein paar Tage Pause hatte habe ich mich wieder an das Fahrzeug gemacht. Ich habe mich dazu entschlossen, die Kunststoff-Achslager gegen die von Novitex zu tauschen. Diese stehen weiter raus und sehen meiner Meinung nach vorbildgerechter aus, da diese auf den Achsstegen stehen und nicht dahinter. Zuerst mussten die Achslager aufgebohrt werden....
....damit die PIN-POINT BEARINGS eingelötet werden können.
Da die Achsgabeln in der lichten Weite etwas zu schmal sind mussten diese noch ausgefeilt werden.
Die Achsgabeln sind in diesem Bausatz aus einem Stück geätzt und die Stege dadurch nicht "abnehmbar". Deswegen musste ich an einer Seite die Führungslasche des Achslagers abfeilen. Da die Achslager eingelötet werden stellt das später kein Problem dar.
Hier ist das zweite Achslager schon eingelötet. Ich denke, dass sich der Aufwand gelohnt hat.
Um die Messingteile für das Lackieren vorzubereiten habe ich diese mit einem Borstenpinsel, Seife und reichlich Wasser erstmal von losen Lötrückständen und Fett gereinigt. Da mein Kompressor für die Strahlpistole in der Garage steht und in der Zwischenzeit der Winter Einzug gehalten hat und entsprechend die Temperaturen, als auch meine Werkstatt, im Keller sind, habe ich diesen in die Werkstatt verfrachtet um warme Luft ansaugen zu können. Beim Strahlen wird es noch kalt genug an den Fingern. Im Bild die drei Baugruppen nach dem Reinigen, Strahlen und nochmals Reinigen:
Das Lackieren ist bei mir noch nicht so angekommen wie ich das gerne hätte, hier ist noch etwas Übung angesagt, aber irgendwann muss ich ja mal anfangen. Der Wagenkasten nach dem Grundieren:
Das Fahrgestell wurde mit schwarzer Pigmentfarbe von Schmincke lackiert, wider Erwarten ließ sich die Farbe sehr gut auftragen und hatte eine hohe Deckkraft. Nach dem Trocknen habe ich den Bühnenblechen am Perron noch einen Hauch grün verpasst.
Der Wagenkasten wurde auch gleich in einem hellen Grünton von Vallejo lackiert. Dieser soll als Basis für den Grünton RAL 6007 dienen, den ich danach verwenden möchte. Da das Fahrzeug kurz vor seiner Ausmusterung steht soll es schon etwas verwittert aussehen. Den Rest der Lackarbeiten werde ich zum großen Teil mit dem Pinsel machen.
In SW-Aufnahmen sind die Fahrzeuge innen relativ hell. Die Inneneinrichtung habe ich daher in hellen Tönen gestrichen und die Trennwand dunkel abgesetzt sowie den Boden in Grau gehalten.
Der Rahmen bekam seine Beschriftung, welche im Bausatz enthalten ist, und Federpuffer verpasst.
Nachdem ich auf dem Oberlicht probiert hatte, mit Zellstoff ein Segeltuchimitat zu kleben und mit dem Ergebnis unzufrieden war, habe ich das restliche Dach mit einer überlagerten Farbe tupfend gestrichen. Von der Oberflächenstruktur sieht das ganz gut aus. Ich habe diese Methode in einem Panzermodellbauforum gesehen und hier mal ausprobiert. Aber der Glanzgrad ist noch viel zu stark. Hier muss ich noch nacharbeiten.
Nachdem der Wagenkasten ebenfalls mit Teilen der Bausatzbeschriftung und Teilen einer Gaßnerbeschriftung vervollständigt wurde, bekam der Wagenkasten und der Rahmen nochmal einen Überzug aus seidenmattem Klarlack. Nach dem Trocknen habe ich dann ein dezentes Washing ausprobiert - Ergebnis in folgendem Bild:
Die Preiserlein sind nun zugestiegen und diskutieren eifrig über die neuesten Dorfnachrichten.
Die Fensterrahmen wurden zumeist in einem hellen Grün in Matt angestrichen, so wie es auf dem Vorbildfoto zu sehen ist. Danach dann den dünnen beigelegten Klarsichtkunststoff an den vorgezeichneten Linien ausgeschnitten und dank der Messingfähnchen im Wagenkasten eingeklemmt. Da ich dem nicht so ganz traue habe ich die Ränder mit Mikro Kristal Klear zusätzlich geklebt. Dies trocknet glasklar aus und ist nicht zu sehen.
Der Batteriekastendeckel wurde schwarz gestrichen und ein Riemen zur Lichtmaschine angebracht sowie ein Antriebsrad für den Riemen an der Achse angebracht.
Dann ging es ans Zusammenbauen. Wagenboden, Inneneinrichtung und Wagenkasten passten ohne zu zwängen zusammen und das Fahrzeug lässt sich leicht schieben. Noch etwas Öl an die Achsspitzen dann kann der Wagen in Betrieb gehen. Für meinen Teil bin ich zufrieden. Das eine oder andere ginge bestimmt anders und/oder besser. Für mich ist es aber ein stimmiges Fahrzeug und hat Spaß gemacht.
Was ist noch zu tun? Eigentlich nichts mehr bis auf das Dach, welches auf jeden Fall noch nachgearbeitet wird. Das wird aber zu einem späteren Zeitpunkt passieren.
ENDE
(DRis)