Kesselwagen-Kettenreaktion
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Auf einen Kesselwagen folgt ein Kesselwagen, auf den ein Kesselwagen folgt.
Kettenreaktion
Die Kettenreaktion hat nichts mit einer solchen in einem Kernkraftwerk zu tun, aber vom Prinzip ergibt das Eine das Andere und das ist mir bei meinem Zementwagenprojekt passiert.
Kessel #1
Eigentlich wollte ich zwei KKd 49 (Uac) von Klein-Modellbahn etwas aufhübschen, was zu 50% daneben ging. Als ich den ersten Rahmen vom Kessel ablösen wollte zersprang der Rahmen wie Glas in meinen Händen. Das Phänomen der Degradation von Kunststoffen ist ein schon häufiger aufgetretenes Problem von älteren und nicht so alten Kunststoffen in der Modellbahn. Hierfür gibt es verschiedene Ursachen. Es wird von schlechten Kunststoffen gesprochen, letztendlich fehlt aber Weichmacher, was zum Bröseln führt. Das war für mich allerdings der Startschuss, die Teile des Kessels, der ja (noch) nicht von der Versprödung betroffen ist, für einen anderen Staubbehälterwagentyp zu verwenden, der ähnlich aufgebaut war wie der KKd49 und in der gleichen Zeit entstand. Dazu weiter unten dann mehr. Bei dem zweiten Fahrzeug habe ich von Evergreen vor dem Zerlegen passende Kunststoffprofile im hohlen Rahmen eingeklebt und dadurch an Stabilität gewonnen bevor ich den Rahmen vom Kessel gelöst habe.
Wie auf dem Bild zu sehen ist, sind mir auch die Haltenasen für die Drehgestelle abgebrochen. Hierfür musste ich mir eine Lösung einfallen lassen, was nach etwas Recherche dazu führte, dass ich mir passende Kadee-Drehgestelle nach Proto-88-Norm bestellte. Mit der Befestigung dieser war ich noch etwas am Hadern und auf Lösungssuche. Es hat letztendlich ohne Bruch geklappt.
Als Nächstes kam der gestrippte Kessel dran. Stefan Carstens hat in seinem Band geschrieben, dass der Kessel angehoben wurde, um Platz für die Ausläufe zu bekommen. Das ist beim Modell nicht der Fall. Also habe ich wie Stefan Carstens es beschrieben hat I-Profile untergeklebt und den Kessel dadurch angehoben. Die Bandagen hatte ich vorher demontiert, um ohne Gefahr kleben zu können.
Danach habe ich den Kessel auf das Fahrgestell geklebt und damit den Rahmen noch mal etwas mehr stabilisieren können. Auf der Unterseite des Rahmens wurde für die zukünftige Befestigung der Drehgestelle eine Auflagefläche für die Drehgestelle geschaffen. Aufgrund der vorbildlichen Durchmesser der Radsätze muss der gesamte Rahmen hochgesetzt werden, um den typisch luftigen Durchblick um die Drehgestelle zu erreichen. Außerdem habe ich die Luftleitung der Bremsleitung nachgebildet und die mittleren Stützen am Kessel zum Rahmen.
Dann wurden die Entladeleitungen an den entsprechenden Stellen angebaut. Ich habe hierzu 1 mm Messingdraht verwendet, der entsprechend gebogen und gelötet wurde. Außerdem gab es in der Mitte der drei Entladeleitungen an der Unterseite des Kessels gerade angeschweißte Bleche. Ich denke, dass hier die Auflockerungsböden eingebaut waren, die den entsprechenden Platz benötigt haben. Auf den Originalbildern sind diese sehr gut zu sehen und im Modell leider nicht nachgebildet. Also mit Kunststoffplättchen in den richtigen Maßen angeklebt und gleich noch die Leitungen zur Entladeleitung nachgebildet. Es wurden auch die Spannbänder wieder eingehängt, was gar nicht so einfach war. Zur Sicherung dieser habe ich dann seitlich "Bleche" an die I-Profile geklebt, die es bei einigen Wagen so gab.
Die Bleche, die eigentlich die Achslager vor herabfallendem Zement"staub" schützen sollen, habe ich aus Messingstreifen mit den Maßen 3 mm x 0,5 mm abgelängt und gebogen.....
.....und dann mit einem 0,5 mm x 0,5 mm Messing-L-Profil auf Abstand verlötet. Entgegen dem Original, bei dem die Haltewinkel gebogen sind, habe ich diese gerade unter dem Rahmen durchgeführt.
Kessel #2
Wie ich weiter oben schon geschrieben hatte, konnte ich einige Teile, die ich vom Kessel des zweiten Kkd49 hatte, für einen weiteren Zementbehälterwagen nutzen. Dazu benötigte ich einen Uerdinger Kesselwagen, den es zum Glück von Brawa gab. In den frühen 50er-Jahren wurden zehn dieser Kesselwagen zu Kd54 umgebaut. In meinem Fundus habe ich hierzu Fotos aus den 60ern und 70ern, die mir zum großen Glück die Armaturenseite zeigen. Sodann an die Arbeit gemacht und den Kessel des Wagens gestrippt, da dieser ja keinen Einfülldom und Spindelhaube mehr benötigte und daher auch die Abläufe am unteren Kessel entfernt werden konnten. Diese Teile verwendete ich dann bei zwei anderen Kesselwagen, was weiter unten angesprochen wird.
Der Kessel bekam die Bohrungen für die - ich vermute - Druckausgleichsrohre links und rechts vom Klein-Wagen. Auf den Bildern sind zwei Deckel mit je drei Knebeln zu sehen. Einen dieser Deckel habe ich vom isolierten Chemiekesselwagen von Roco und den zweiten von einem 20-hl-Chemiekesselwagen von Roco. Die Druckventile auf dem Kesselscheitel kamen vom Kessel des Klein-Wagens.
Die Entladevorrichtung für den Zement habe ich wie beim Kkd49 aus 1 mm Draht gelötet. Da das Fahrzeug zwei Kammern hatte sind es vier Leitungen, die an den Kesselboden gehen. Mit einer Kabelisolierung und 0,3 mm Draht habe ich die Hebel für die Entladung dargestellt.
Nach diversen Arbeiten, Anbau der Puffer, des Manometers, des Aufstiegs und anschließender Lackierung, kam die Anpassungsarbeit der Beschriftung. Ich habe diese von Gaßner nach Vorlage eines Fotos angepasst, auf dem ist zu sehen, dass das Fahrzeug in der Nummerngruppe 359 eingereiht war.
Kessel #3
Der Dom und die Abdeckhaube für die Spindel hatte ich von dem Kesselwagen von Brawa übrig. Einen Chemiekessel vom Roco-Chemiekesselwagen sowie ein Fahrgestell eines 19,2-hl-Kesselwagens von Fleischmann. Was kann man daraus machen? Bei der Broschüre für Kesselwagen von Stefan Carstens ist ein geschweißter Kesselwagen der BfB abgebildet, der auf ein Austauschbau-Fahrgestell aufgesetzt wurde. Den Chemiekessel vermessen, umrechnen und........es passt. Umgerechnet sind es 20 hl, die der Kessel an Volumen hat. Der Dom und die Spindelhaube passen und das Wichtigste....der Kessel passt von der Länge auf das Fahrgestell.
Am Fahrgestell von Fleischmann baute ich von KUSWA die geätzten, für modernisierte Kesselwagen geplanten, Aufstiegstritte zur Bremserbühne an, sowie ein neues Bremserbühnengeländer. Hierzu musste das Fahrgestell an der Pufferbohle verbreitert werden. Der Kessel wurde durch Befeilen und Schleifen auf den Anbau des Doms und der Spindelhaube vorbereitet und diese dann aufgeklebt.
Des Weiteren wurden die Sattelstützen auf das Fahrgestell von Fleischmann angepasst. Da die Anschriftentafeln fest mit dem Fahrgestell verbunden sind mussten diese geschlitzt werden. Irgendwann passte es dann aber. Die Löcher für die Aufstiegsleitern habe ich auch schon angebracht, sowie ein Geländer von AW Lingen. Am Kesselboden wurde noch die Ausflussleitung angeklebt.
Der Kesselwagen ist in der Zwischenzeit schon auf diversen FREMO-Treffen im Betrieb gewesen und hat seine Betriebstauglichkeit bewiesen. Es ist allerdings immer wieder interessant zu sehen, dass der Ladung auf den verwendeten Frachtzetteln nicht immer die nötige Aufmerksamkeit geschenkt wird. Trotz dessen ist es ein schöner Wagen und auch ein mal etwas anderer Wagen geworden.
Den Kessel dieses Umbaus werde ich für einen weiteren Umbau eines Zweikammerkesselwagens auf Verbandswagenbasis verwenden. Dazu nachfolgend mehr, hoffentlich nicht so lange dauernd.
Kessel #4
(DRis)