O-Wagen aus Berka-Bausatz
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Wie ein O-Wagen aus einem Berka-Bausatz gebaut wird ...
stavebnice vozu U bez brzdy (ex. kkStB) oder Bausatz des Fahrzeugs Typ U der CSD ohne Bremse (ex. kkStB)
Durch ein Du-Rohr-Video bin ich auf den Bausatz eines tschechischen Kleinserienherstellers aufmerksam geworden, der einen O-Wagen der CSD in Epoche 2 anbietet, der bis in die frühe Epoche 4 hinein gefahren ist. Tillig hatte auch mal den Versuch gestartet und einen Ex-kkStB-Wagen herausgebracht, der auf das Einheitsuntergestell von Tillig passte oder passen musste. In den Foren entbrannte dann eine heftige Diskussion, ob der Wagen nun maßstäblich sei oder nicht.
Ich meine, dass man sich in den Weiten des Netzes dann auf mindestens vier Varianten des Vorbildes einigte, aber keine genau traf. Ich hatte mir den Tillig-Wagen auch zugelegt, weil das Fahrzeug in Epoche 3 auch in Deutschland anzutreffen war, bin aber nie wirklich damit glücklich geworden.
Nun zum Bausatz: Ich habe mir je einen Wagen ohne Handbremse und mit Handbremse gekauft, weil ich davon ausgegangen bin, dass der Wagen erstens maßstäblich ist und zweitens war in der Webseite bei den Bildern ein Grundrahmen aus Messingblech mit einem gedruckten Wagenaufbau zu sehen. Im Fahrwerksbereich halte ich aktuell nichts vom Drucken. Hier habe ich bis heute (2023) nur schlechte Erfahrungen gemacht und mit Messing bekomme ich auch noch etwas Gewicht auf die Räder. Mag sein, dass die Werkstoffkunde hier weiter geht und man später Fahrgestelle bekommt, die Grobmotoriger beim Fremo aushalten werden, aktuell nicht.
Nachdem die Schachtel bei mir eingeflogen ist habe ich diese erstmal ausgepackt und gesichtet.
Das sind die Federpakete, Achslager und Puffernachbildungen...
...und hier die Messingteile: Rahmen, Boden, Achshalter. Das war der Grund, warum ich diesen Bausatz ausprobieren wollte.
Die Bedienungsanleitung ist sehr spärlich gehalten, aber im Prinzip steht alles als (Bild)text und in tschechisch drin, was nötig ist, um das Fahrzeug zusammenzubauen.
Begonnen habe ich mit den Stirnprofilen des Rahmens. Biegerichtung ist in die Richtung, in die die Nuten eingeätzt sind. Man sieht auch sehr schön, dass der Holzboden nachgestaltet ist und die Rahmenaussparungen mit eingeätzt sind, was der Anpassung des gedruckten Rahmens noch zugute kommen sollte.
Danach wurden die Seitenprofile gebogen. Aufgrund der Länge ist das etwas knifflig, aber das geht. Die Biegehilfe, die ich mal gekauft hatte, funktionierte aufgrund der Länge des Ätzteils nicht wirklich gut. Ich habe mit einer Flachzange ohne Riffelung und einem Feinmechanikerschraubstock mit scharfkantigen Backen gearbeitet, da war das Biegen dann kein Problem. Das Schöne ist hier, dass die seitlichen Hilfsträger schon mit geätzt und Bestandteil der Seitenprofile sind.
Sieht aus wie ein aufgelöstes Untergestell. Als Nächstes kam dann die Lötarbeit dran, um eine schlussfeste Verbindung der Rahmenwangen zum Boden zu haben. Hierzu nutze ich, wie schon geschrieben, meinen alten Lötkolben mit Holzgriff mit 75 Watt. Vorher mussten dazu am zweiten Bodenblech die Achshalter um 90° gebogen und dann mit einem Winkel überprüft werden. Die Abkantung muss auf 90° liegen, da die Biegekante nachträglich aus Stabilitätsgründen immer verlötet wird und das Fahrzeug dann gerade und ohne Kippeln auf dem Gleis stehen muss.
Danach wurde das zweite Blech von unten über das Blech mit den Achshaltern gelegt und die Seitenwangen inklusive der Rungenstützen angelötet.
Dann wurden in die Löcher der Achshalter die Messingbuchsen für die Spitzenlagerung eingelötet. Hierzu musste ich die Bohrungen etwas mit einer Rundfeile aufweiten, weil die Buchsen nicht gepasst haben. Der Wagenboden besteht bei diesem Modell auch aus Messingblech. Dieses wurde ausgeschnitten, an den Kanten versäubert und noch nicht mit dem Unterwagen verlötet.
Hier sieht man die Federpakete und die Reihenfolge der Ausarbeitung der Federpakete. Erfreulicherweise ist das Resin nicht so spröde wie ich es bisher von anderen gelieferten Bauteilen anderer Hersteller erleben durfte. Es war unkompliziert, alles auszuarbeiten und zu versäubern.
Die von mir gesondert bestellten Gleitlagerdeckel der CSD sind sauber gedruckt (serienmäßig sind die zweigeteilten Länderbahnachslager dem Bausatz beigelegt). Leider sind die Bohrungen zum Aufstecken auf die Messinghülsen etwas zu klein. Also mit einem Flachfräser "aufgebohrt" und falls einer auf Nimmerwiedersehen davon hüpft, hat man einen als Ersatz. Es sind immer fünf auf einem Druckstreifen. Sehr kundenfreundlich!
Der Wagenkasten des offenen Wagens bekommt an den Seiten, an denen die Türen sind, Drähte eingeschoben. Die vom Hersteller beigelegten Messingdrähte sind 0,6mm dick, leider zu dick für die gegossenen Bohrungen. Beim Aufbohrversuch ist mir eine der Ösen ausgebrochen, daraufhin habe ich auf einen 0,4mm-Draht gewechselt und diesen durchgeschoben gebracht, ohne dass eine der Ösen abgebrochen ist. Merke: Die Resindünnteile sind als kritisch anzusehen, wenn es um das Nacharbeiten geht und der dünnere Draht macht sich nicht unbedingt zum Nachteil bemerkbar (sichtbar).
Der Boden zum Wagenkasten ist wie oben schon geschrieben ein geätztes Messingblech. Da habe ich vor dem Verlöten probiert, ob es an irgendeiner Stelle klemmt. Ein bisschen Nacharbeit war nötig, aber ansonsten ein sehr sauberer und passgenauer Druck.
Dann geht es an den gedruckten Innenrahmen. Die untenliegenden Streben des Fahrgestells erstmal eingelegt, um zu schauen, passt es oder passt es nicht, wo ist Nacharbeit nötig. Nacharbeit war fast nirgends nötig. Der Druck war an den schrägen Profilen etwas verzogen, aber aufgrund der Führung der Einätzungen ließ dieser sich sehr gut platzieren und später auch verkleben. Danach habe ich den Wagenboden eingelötet, was ohne Zerstörung der Druckteile möglich ist, da ich die Hitze nur seitlich eingebracht habe. Ich habe diesen bewusst nicht verklebt, da ich das Fahrgestell bei eventuellen Unebenheiten noch richten kann, was beim Kleben eher kritisch zu sehen ist und man muss wirklich aufpassen, dass das Blech nicht zu heiß wird, da sonst zusätzlich die Gefahr von Verzug besteht. Nach Abschluss dieser Arbeiten ist der Wagen schwer und stabil.
Dann kamen die Achslagergehäuse drauf und die Puffer wurden anprobiert und passten natürlich ... nicht. Die gedruckten haben einen Durchmesser von 2mm, also auf 2,2mm aufgefräst. Bohren ist bei Blech schwierig, weil die Bohrerschneiden schnell verhaken und die Gefahr von Verzug oder Ausreißen besteht.
Auf dem Wagenkasten mussten noch die beiliegenden Knotenbleche und Zugstreben eingeklebt werden. Auch hier habe ich bei der mittleren Zugstrebe einen 0,4mm-Draht genommen, weil dieser in die gedruckte Bohrung passte und ich nicht nachbohren wollte, auffeilen wäre zu grob gewesen. Ich weiß, dass damit beim Fremobetrieb keine Einsätze mehr passen, aber angepasste Kisten, Steine oder Losschüttungen dürften als Ladegut funktionieren.
Dann kam das Lackieren dran. Wagenkasten braun, Fahrgestell schwarz wie gehabt. Da dieser Wagen bei mir ursprünglich ein DR-Wagen werden sollte, habe ich ein dunkleres Braun gewählt wegen der späteren Alterung. Letztendlich habe ich mich dann doch für einen CSD-Wagen entschieden, aber die Farbe beibehalten. Frisch lackiert war es ein weitaus helleres Braun, fast ins rötliche gehende, zumindest nach den mir vorliegenden Farbbildern. Ich gehe aber davon aus, dass die im Betrieb ziemlich schnell dunkel wurden, da meine Recherchen für nach Deutschland eingesetzte Wagen bisher nur Kohlentransporte ergeben haben. Und Kohle ist nicht sooo sauber beim Transport.
Ohne Wagenkasten macht der Wagen sich auch ganz gut. Ein X-Wagen auf Tschechenbasis? Warum nicht, aber gab es denn überhaupt? Die Radsätze haben 24mm Spitzenweite und 11mm Durchmesser. Dazu habe ich RP25 von Weinert auf RP25/88 abgedreht und angepasst.
Hier jetzt ohne Puffer und Beschriftung. Die Puffer musste ich noch wegen der Kniehebelwelle ein wenig einfeilen, damit diese darunter passen. Erinnert mich an den Omm52 von Brawa. Hier hatte H. Weimann die Puffer auch wie im Original eingefräst.
Mir gefällt der Wagen von Petr Berka ausgesprochen gut und das Tillig-Modell hat seine Achshalter für einen Pwg-Umbau schon hergeben müssen. Die Puffer sind im neuen Tschechen und die Bremserbühne ist in meinem Köfferchen für Einzelteile gelandet sowie der Rest im gelben Sack. Ob die tschechische Beschriftung wie im Bild unten zu 100% stimmt, vermag ich leider nicht zu sagen. Für mich zumindest ergibt diese ein stimmiges Bild.
Für eventuelle Korrekturen der Beschriftung, falls so falsch, wäre ich dankbar, da meinem Wissen hier leider Grenzen aufgezeigt sind.
(DRisch)