Kleinbahnbetrieb für Zugmannschaften

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Kleinbahnbetrieb für Zugmannschaften

Einführung

Typisch für Fahrtreffen ist grundsätzlich ein Betrieb wie beim Vorbild, d.h. mit Fahrplänen, mit Modellzeit, usw. Das ist soweit nichts Neues, beim für die Kleinbahn charakteristischen Zugleitbetrieb aber von besonderer Intensität, da fast alle Betriebsstellen unbesetzt sind. Was dies für die Zugmannschaften bedeutet, wird im Folgenden an Hand eines typischen Ablaufs einer Betriebssession dargestellt.

Typischer Ablauf einer Betriebssession

Dienst abholen

Eine Fahrplansession beginnt mit dem Verteilen der Dienstpläne. Die Dienstpläne sind im Regelfall in zwei Teile gesplittet, Vormittag und Nachmittag - sonst wird eine Session zu lang, da die Zeitverkürzung der Modellzeit üblicherweise nur 1:4 beträgt.

Die Dienstpläne sind durchaus unterschiedlich, eher Personenverkehr oder eher Güterverkehr. Die Dienstpläne mit Güterverkehr und Rangieraufwand werden gerne mit zwei Personen besetzt, weil sie sonst fast nicht planmäßig zu schaffen sind, da die Zugmannschaften in den Bahnhöfen ja alles alleine machen müssen, da ist kein Fahrdienstleiter, der unterstützen könnte.

Im Dienstplan steht alles, was zu tun ist - wer lesen kann, ist klar im Vorteil. Gleich mit Abholung des Dienstplanes sollte man sich auch noch einen Buchfahrplan als ein Teil der Fahrpläne und eine Zugbildungsvorschrift besorgen und mit diesen Unterlagen vertraut machen. Wichtig sind z.B. besondere betriebliche Vorkommnisse wie Zugkreuzungen.

Dienstbeginn

Zum Dienstbeginn findet man sich pflichtbewusst an der betreffenden Einsatzstelle ein, häufig sind noch vorbereitende Aufgaben zu erledigen - welche, das steht im Dienstplan. Das kann sein, die Lok vor den Zug zu setzen, noch letzte Rangierarbeiten, den Triebwagen aus dem Schuppen zu fahren, usw.

Nicht vergessen darf die Zugmannschaft die Schlüssel für die Weichen und Gleissperren der Betriebsstellen, denn diese sind auf den unbesetzten Betriebsstellen im Regelfall alle ortsgestellt und verschlossen.

Fahren

Ohne Zuglaufmeldung bewegt sich beim Zugleitbetrieb schlicht gar nichts. Bevor ein Triebfahrzeug bewegt werden darf ist eine Zuglaufmeldung beim Zugleiter zu machen und die Erlaubnis für die beabsichtigte Fahrt einzuholen. Das gilt auch für Rangiermanöver innerhalb des Bahnhofs, z.B. wenn die Lok vor den Zug gesetzt werden soll.

Rechtzeitig vor der planmäßigen Abfahrt des eigenen Zuges stellt man eine Fahrtanfrage beim Zugleiter, wie diese genau abläuft, steht beim Zugleitbetrieb oder beim Zugleitbetrieb für Zugführer. Wurde diese positiv beschieden, dann darf man selbstständig nach Plan abfahren bis zum freigegebenen Ziel. Dort erfolgt als erstes wieder eine Zuglaufmeldung, damit der Zugleiter weiß, man ist angekommen und die Strecke wieder frei. Die Ankunftsmeldung kann kombiniert werden mit der Anfrage nach Rangiererlaubnis oder der nächsten Fahrtanfrage.

Bei der Fahrt selbst sind die Fahrpläne zu beachten, z.B. der Buchfahrplan mit Abfahrtszeiten, Ankunftszeiten, Aufenthaltszeiten, Streckenhöchstgeschwindigkeit, usw. und darüber hinaus sind alle Signale und Signaltafeln zu beachten, z.B. Geschwindigkeitsbeschränkungen an Wegübergängen, Läuten, Pfeifen, usw.

Rangieren

Fährt man einen Güterzug, dann wird es an fast jeder Betriebsstelle etwas zum Rangieren geben. Nach der Ankunftsmeldung beim Zugleiter kann man gleich um Rangiererlaubnis bitten und bei positiver Antwort gleich loslegen.

Da die Betriebsstellen unbesetzt sind (mit Ausnahme des Sitzes des Zugleiters) muss bzw. darf die Zugmannschaft alles selbst erledigen: Welche Wagen stehen schon länger hier und sind beladen oder entladen (also Frachtzettel drehen und ggf. Ladegut entfernen oder einsetzen), diese müssen als Abfuhr bereit gestellt werden, welche Wagen des Zuges müssen hier ausgesetzt werden und an welche Ladestellen. Die Zugmannschaft plant und führt die Rangiermanöver in Eigenregie durch, hinzu kommt das Auf- und Zuschließen der Schlösser der Weichen und Gleissperren. Das Streckengleis darf mitbenutzt werden, aber nur bis zur Rangierhalttafel, zur Trapeztafel [1] oder zur Einfahrweiche, je nach Situation.

Die Rangiermanöver sind mitunter nichttrivial, da die Gleisanlagen der Betriebsstellen knapp bemessen sind; mit vielen Weichen und Gleisen rangieren kann jeder, auf der Kleinbahn mit wenigen Weichen kann zielgerichtetes Rangieren eine spannende Herausforderung sein.

Am Ende stehen alle Wagen wo sie sollen, befinden sich alle Wagenkarten wo sie sollen, sind alle Weichen in Grundstellung und alle Schlösser verschlossen, die Schlüssel am Mann. Dann kann beim Zugleiter die nächste Fahrtanfrage gestellt werden.

Zugkreuzung

Zugkreuzungen sind betrieblich sehr interessant, da auch die Kreuzungsbahnhöfe meist unbesetzt sind und die beteiligten Zugmannschaften alles selbst erledigen müssen.

Wer bei einer Zugkreuzung als zweiter an der Reihe ist, hat wenig zu tun - und ob das so ist, steht im Buchfahrplan. Dann einfach nur vor der Trapeztafel [1] halten, sich in den Bahnhof pfeifen lassen und nach Plan weiterfahren. Wer zuerst an der Reihe ist, hat deutlich mehr zu tun, z.B. sämtliche Zuglaufmeldungen für beide Züge absetzen, alle Weichen stellen, usw.

Fazit

Diese kurze - fast schon verkürzte - Schilderung zeigt, dass auch auf der Kleinbahn großer Betrieb stattfindet und die Zugmannschaften gut ausgelastet sind, dank der unbesetzten Betriebsstellen.

Fußnoten

  1. 1,0 1,1 Trapeztafel Ne 1 / So 5 Die Trapeztafel ist eine weiße, trapezförmige Tafel mit schwarzem Rand auf weißem Mast mit schrägen schwarzen Streifen. Sie steht an der Stelle, an der bestimmte Züge zu halten haben. Welche Züge betroffen sind erfährt das Zugpersonal aus dem Buchfahrplan oder per Befehl (schriftlich/fernmündlich). Sie steht vor Bahnhöfen ohne Einfahrsignale, bei Strecken mit Zugleitbetrieb kann sie auch vor anderen Zuglaufstellen stehen. (Siehe Foto einer Trapeztafel)