Bau einer Ortsdurchfahrt
Navigation: Bauberichte Gebäudebau
Entstehungsbericht einer Ortsdurchfahrt - von den rohen Modulen über die Planung, Stellproben mit Mockups, den Gebäudebau zur Ausgestaltung.
Einführung
Auf der aus zwei Segmenten bestehenden Modulgruppe ARit6703a-b soll eine Ortsdurchfahrt durch ein Haufendorf dargestellt werden, wo die Kleinbahnstrecke eine Dorfstraße kreuzt. Historisch bedingt gibt es unterschiedliche Siedlungsformen, eine davon ist das Haufendorf. Dabei entwickelte sich die Siedlung unplanmäßig in alle Richtungen. Eine die Dorfstraße kreuzende Bahnstrecke wurde dabei regelrecht integriert, es wurde kein Platz verschwendet.
Die Hauptstraße läuft parallel zur Bahnlinie und knickt im Ort mehrfach ab. Eine davon abgehende Nebenstraße kreuzt die Bahnlinie, das Dorf wuchs in alle Richtungen ohne besondere Planung. Daher sind auch die Grundstücke unregelmäßig geformt, ungleich groß und die Gebäude ebenfalls unterschiedlicher Größe stehen nicht unbedingt alle in Reih und Glied. Auf der Modulgruppe dargestellt wird von dieser ganzen Situation nur der grün eingefärbte Ausschnitt.
Anregungen, wie das beim Vorbild aussehen kann, geben Vorbildfotos und Literatur (siehe auch Katalog).
Das Landesarchiv Baden-Württemberg https://leo-bw.de/ hat Orthofotos von 1968, die zeigen, wie eng es in den alten, gewachsenen Ortskernen zuging:
Trochtelfingen:
Neufra:
Gauselfingen:
(Mit freundlicher Genehmigung der Bildnutzung durch das Landesarchiv Baden-Württemberg, erteilt 4.11.2020.)
Bauwerke
Bausätze
Als Grundlage wurden etliche Bausätze von Müllers Bruchbuden beschafft. Diese wurden nicht sofort zusammengebaut, sondern waren Grundlage für Mockups für Stellproben, siehe mehr dazu weiter unten.
Die Bausätze wurden nicht alle unverändert zusammengebaut, sondern mehr oder weniger stark modifiziert, damit die Gebäude dann genau passen - sowohl von den Abmessungen (z.B. gekürzt) als auch von der Funktion (z.B. zusätzliche Türe) und dem Aussehen (z.B. offenes Tor). Eine detaillierte Darstellung wie dies beispielhaft aussehen kann findet sich im Baubericht zu einem Gebäudebausatz aus Resin.
Selbstbau
Des weiteren wurden testhalber einige Häuserwände und Kleinteile nach eigener Zeichnung bei Formulor gelasert, um Laser-Erfahrungen damit zu sammeln. Die dorftypischen Bauern- und Wohnhäuser haben vergleichsweise viele Fenster und Türen; diese von Hand einzeln aus einer Polystyrolplatte auszuschneiden erfordert äußerste Präzision, das Auge ist hier superempfindlich, wenn nicht alle Fenster genau gleich groß, rechtwinklig und fluchtend sind. Gelaserte Seitenwände können hier eine präzise Alternative sein. Für eine fensterlose Scheune ist das nicht notwendig.
Es muss nicht zwingend alles selbst hergestellt werden, der Markt bietet auch genügend Bauteile an, hier z.B. von Auhagen:
Als Anregung für den Selbstbau dienen zahlreiche Vorbildfotos von Häusern.
Planung
Erster Anlauf
Obiges Bild zeigt den ersten Anlauf für die Ortsdurchfahrt. Die Gebäude haben ihren ganz eigenen Charme, Zusammenbau entfällt, preisgünstig, fine sowieso. Das ist doch schonmal eine gute Basis.
Mockups
Um sicherzugehen wurde noch ein zweiter Anlauf genommen.
Auf Grund des beschränkten Platzes kann es gut sein, dass manche Gebäude nicht vollständig auf das Modul passen, sondern nur ein Teil. Daher macht es keinen Sinn, die Bausätze erst zusammenzubauen, um dann hinterher vielleicht feststellen zu müssen, dass sie zersägt werden müssen. Besser ist es, zunächst eine Stellprobe zu machen, in welcher Anordnung die stimmigste Wirkung erzielt wird - dabei sieht man auch, ob und wo Sägekanten in Gebäuden liegen. Dann können diese Sägearbeiten bereits vor dem Zusammenbau erfolgen.
Für diese Stellprobe werden Mockups benötigt, kräftiges Papier reicht hierfür. Dazu werden die Einzelteile von Bausätzen auf den Scanner gelegt, eingescannt, etwas in der Bildbearbeitung eingefärbt, ausgedruckt, ausgeschnitten und mit Klebeband zusammengeklebt - das genügt für diesen Zweck völlig. Nachdem alle Papier-Mockups fertig waren habe ich festgestellt, dass praktisch alle etwas kleiner ausgedruckt wurden als sie tatsächlich sind. An welcher Stelle diese ungewollte und unerwünschte Skalierung stattgefunden hat, weiß ich nicht - ist mir jetzt auch egal, ich werde sie nicht erneut erstellen. Ich habe jetzt einfach auf jede Seite draufgeschrieben, wieviele Millimeter diese Wand länger ist; für eine lockere Stellprobe reicht das aus - einfach etwas mehr Luft zwischen den Gebäuden lassen, dann passt das schon.
Zusätzlich wurden am Computer noch ein paar Zeichnungen erstellt und ausgedruckt für weitere Gebäudegrößen, für die kein Bausatz vorliegt, um ein möglichst breites Spektrum an Gebäuden für die verschiedenen Stellproben zu haben; ggf. würden diese Gebäude dann im Selbstbau entstehen.
Stellprobe
Mit den Papier-Mockups kann nun herrlich experimentiert werden - Stellproben zeigen, wie denn die Wirkung wäre:
Das Endergebnis, gefunden zusammen mit MSau und vielen Anregungen durch Vorbildfotos, ist nun mit 16 Gebäuden:
Am Bahnübergang befinden sich die alten Gebäude aus der Zeit vor dem Bahnbau. Sie stehen an der Straße ausgerichtet und die Bahn zwängt sich knapp dran vorbei - wirklich im Bereich des Lichtraumprofils [1]. | Detailangaben:
| |
Auch hier alles ziemlich knapp, die Bahn hat gerade so durchgepasst. | Detailangaben:
| |
Hier noch einmal die Scheune ganz dicht am Gleis. | Detailangaben:
| |
Die Häuser, die nach dem Bahnbau entstanden sind, haben etwas mehr Abstand zur Bahn erhalten - was manchen Bauherrn nicht davon abgehalten hat, den Raum nachträglich doch noch zu füllen. Der Ortsrand ist schon zu erkennen, unten werden Obstbäume zu stehen kommen. | Detailangaben:
| |
Hier geht es erkennbar an den Ortsrand - da kommt dann nichts mehr außer Wiesen, Weiden, Äckern. | Detailangaben:
|
Gebäude
1: Scheune
Das ist ein älterer Bausatz von Müllers Bruchbuden[2] #1-39. Als kleine Modifikation gibt es eine Türe und ein kleines Fenster auf der Rückseite. Aufwändiger ist die Darstellung eines geöffneten Tores mit Blick auf das Innere.
2: Wohnhaus mit Stall
3: Kleiner Stall
Der Stall ist ein Teil aus dem Resinbausatz #1-83 von Müllers Bruchbuden[2].
4: Wohnhaus mit Stall
Das Wohnhaus mit Stall unter einem Dach ist der Bausatz #1-21 von Müllers Bruchbuden[2].
5: Gasthaus
Das Gasthaus ist Bausatz #1-35 von MBB[2]. Der Zusammenbau wird ausführlich im Baubericht "Gebäudebausatz aus Resin" vorgestellt.
6: Scheune
Diese Scheune ist Bausatz #1-39 von MBB[2]. Hier steht sie im Rohbau:
Es ist alles sehr solide mit 2k-Kleber und Verstärkungen verklebt worden. Das Tor wurde ganz bewusst leicht geöffnet befestigt, da kann dann z.B. später der Blick auf einen Traktor geworfen werden. An einigen wenigen Stellen wurde Stoßkanten mit Modellspachtel geglättet, das verschwindet dann später alles unter der Grundierung.
7: Wohnhaus
Dieser Bausatz #1-111 von MBB[2] passt nicht vollständig auf's Modul, er hat an der Kante eine neue Wand erhalten.
8: Scheune
Die Scheune aus dem Bausatz #1-108 von MBB[2] hat ebenfalls eine neue Wand bekommen, da sie auf dem Rand steht. Deren Anbau ist übriggeblieben und wird an anderer Stelle verwertet.
9: Wohnhaus mit Stall
Hierbei handelt es sich um einen Selbstbau als Halbrelief.
10: Scheune
Diese Scheune ist Bausatz #1-40 von MBB[2], allerdings modifiziert, um einerseits einen direkten Anbau ans Haupthaus zu bekommen und für die notwendige Kürzung, dass sie überhaupt passt.
11: Nebengebäude
Das Nebengebäude ist Bausatz #1-20 von MBB[2] - so modifiziert, dass es direkt an Gebäude #10 anschließt.
12: Wohnhaus mit Scheune und Stall
Dieses Gebäude ist ein Selbstbau als Halbrelief
13: Unterstand
Das ist ein Teil aus dem Bausatz #1-83 von MBB[2].
14: Gartenhaus
Dieses Gebäude wurde bereits vor einiger Zeit fertig gebaut. Eine Modifikation ist die leicht geöffnet dargestellte Tür; dazu wurde diese ausgesägt und leicht schräg wieder eingeleimt. Ein Fenster ist beschädigt:
15: Scheune
Dieses Gebäude wurde bereits vor einiger Zeit fertig gebaut:
Mit einem Sockel darunter, eingebaut und grundbegrünt sieht das wie folgt aus:
16: Trafohaus
Dieses Gebäude wurde bereits vor einiger Zeit fertig gebaut und wird seinen Platz bei der Ortsdurchfahrt finden. Es handelt sich um einen MBZ-Bausatz aus Pappe.
Ausgestaltung
Dorfstraße
Die Dorfstraße bekommt einen Unterbau aus Hartschaum:
Daraus wird das geschnitzt, was nachher die eigentliche Fahrbahn ergibt, aber auch, was links und rechts dem Wasserablauf dient. Gehsteige gibt es keine.
Ergänzungen
Modulzentrierung
Das Modul besteht aus zwei Segmenten. Diese beiden Segmente bekommen auf ihrer Innenseite Modulzentrierungen. Damit sind sie nicht nur schnell aufgebaut, es entfällt auch die Justierung - und das ist hier der wesentliche Punkt. Die Gebäude stehen so dicht beieinander, dazwischen Stromleitungen und dann auch noch Vegetation - die Gefahr von Beschädigungen wäre zu groß. Daher werden diese Zentrierhülsen von RBS-Modellbau montiert:
Gebäude platzieren und befestigen
Alle Gebäude stehen auf festem, ebenen Grund - sprich, auf Holz. Dies ist entweder direkt die Modulgrundplatte oder es sind aufgeleimte und -geschraubte Zwischenlagen aus Sperrholz in der entsprechenden Höhe erforderlich. Ich möchte alle Gebäude abnehmbar haben - aber dennoch so verbaut, dass keine unschönen Spalte oder Lücken sichtbar sind. Die Vorgehensweise zeigt das folgende Bild:
In das Gebäude eingeleimt ist ein PS-Rundstab, der exakt lotrecht nach unten zeigt. Bei einem kleinen Gebäude wie hier reicht davon einer, bei größeren Gebäuden können es auch bis zu vier sein. Dieser Stab bzw. diese Stäbe führen durch ein Loch in der Grundplatte auf deren Unterseite - dazu weiter unten mehr.
Rund um das Gebäude werden Holzleisten geklebt, die exakt dort abschließen - das Gebäude sitzt also danach innerhalb dieses Rahmens. Bei einem kleinen Gebäude wie hier sind diese Leisten nur 1 mm hoch, bei einem größeren Gebäude dürften sie auch geringfügig höher sein. Die Landschaftsgestaltung reicht nun bis zur Innenkante dieses Rahmens heran. Das Gebäude kann dann passgenau eingesetzt werden.
Gehalten wird das Gebäude von der Unterseite:
Der eingeklebte Kunststoffstab - bei größeren Gebäuden auch mehrere - wird durch eine Lüsterklemme gehalten; das Ganze dann noch auf Zug durch eine aufgeschobene Feder. Damit sitzt das Gebäude stabil und fest, kann sich aber leicht bewegen, sollte jemand dagegen stoßen. Ein sicherer Halt ist wichtig, schließlich werden die Module beim Transport durchaus Erschütterungen ausgesetzt.
Bahnübergang
Der Bahnübergang benötigt als technische Sicherung eine Blinklichtanlage. Die BÜ-Signale kommen in je einen Wattenscheider Schacht[3], die Blinklichter in je einen Butzbacher Schacht[4]. Eines der BÜ-Signale ist auf Grund der sehr beengten Lage deutlich vor dem Bahnübergang angebracht, das andere ziemlich knapp davor; sollte bei einem Arrangement das Modul davor auch über einen Wattenscheider Schacht verfügen, kann es entsprechend umgetopft werden, um den Abstand zu vergrößern.
Des weiteren ist diagonal über den Bahnübergang eine Lichtschranke erforderlich. Diese kann hier ziemlich gut getarnt werden, indem die beiden Ende in je einem Gebäude stecken und ein offenes Fenster nutzen.
Beleuchtung
Die Gebäude sollen beleuchtet werden; das bezieht sich sowohl auf die Außenbeleuchtung, z.B. am Eingang, als auch wenigstens einen Teil der Räume. Damit keinesfalls Streulicht durch die Wände schimmern kann, bekommen die Gebäude eine Innenauskleidung aus schwarzem Karton. Am einfachsten zeichnet man die Konturen vor dem Verkleben auf:
Daraus entsteht dann eine Innenauskleidung, hier noch ohne Dach, das schnell und leicht ergänzt werden kann:
Link:
Bildergalerie
Weitere Bilder finden sich auch hier: ARit6703a-b
Literatur
Siehe auch den Katalog.
- Ländliches Hohenzollern in alten Fotografien; Botho Walldorf; Sutton Verlag; ISBN 978-3-95400-720-2
Links
- http://www.biosphaere-alb.com/wordpress/?p=9417
- https://alltagalb.de/galerie/gammertingen-vor-50-jahren/
- http://scottyscout.com/baden-wuerttemberg/sondernach-schwaebische-alb-bahn/
Fußnoten
- ↑ Informationen zum Lichtraumprofil finden sich hier: https://www.fremo-net.eu/modulsysteme/baugroesse-h0/h0-europa/h0fine/normen/lichtraumprofil/. Daraus kann man entnehmen, dass - wenn es wirklich knapp zugeht - die Gebäude ohne Weiteres bis auf 25 mm an die Gleismitte heranreichen können. Das ist schon ungewohnt eng, aber genau das ist die Situation, die auf so manchem Vorbildfoto zu sehen ist. Damit es nicht zu knapp wirkt - 30 mm von der Gleismitte, 20 mm zur Schiene sind ein guter Wert.
- ↑ 2,00 2,01 2,02 2,03 2,04 2,05 2,06 2,07 2,08 2,09 2,10 2,11 2,12 2,13 Müllers Bruchbuden - Gebäudebausätze aus Resin.
- ↑ Eine Anleitung zum Einbau eines Wattenscheider Schachtes in ein Modul findet sich als Baubericht Wattenscheider Schacht einbauen.
- ↑ Siehe auch Signale: Butzbacher Schacht.
(ARit)